Ölpreise auf Talfahrt
10.12.2018
Dr. Thomas Heidel, Leitung Research Fidal AG / Foto: © Fidal AG
Opec rechnet mit geringerer Nachfrage
Die Internationale Energieagentur IEA geht nach wie vor für 2018 weltweit von einem Zuwachs der Ölnachfrage von täglich 1,3 Mio. Barrel und für 2019 von 1,4 Mio. Barrel aus. Der jüngste Monatsbericht der Opec geht von einer verringerten Ölnachfrage aus. Der Grund für die schwindende Nachfrage liegt in dem leicht schwächeren Wachstum der Weltwirtschaft, was sich auch im niedrigsten Stand des Einkaufsmanagerindex für die weltweite Industrie seit zwei Jahren zeigt.
Ein weiterer Grund war neben der Furcht vor einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft der steigende Wert des US-Dollars, was das international in Dollar gehandelte Rohöl verteuert. Die Ölnachfrage liegt in 2019 rund 1,4 Mio. Barrel unter dem prognostizierten weltweiten Ölangebot. Marktexperten rechnen mit einer notwendigen Förderkürzung von 1,3 bis 1,5 Millionen Barrel pro Tag, um Angebot und Nachfrage am Ölmarkt in 2019 auszugleichen.
Die Spekulanten am Ölterminmarkt haben wegen des bestehenden Ungleichgewichts am Ölmarkt und der Eskalation des Handelsstreits der USA mit China ihre Kaufpositionen verringert.
Niedrige Benzinpreise als Konjunkturprogramm
Der US-Präsident hat sich bei seinem politischen Verbündeten Saudi-Arabien für eine Erhöhung der Ölförderung und damit für niedrigere Ölpreise eingesetzt. Seinen Wähler in den USA verspricht er durch die gesunkenen Benzinpreise eine ähnlich konjunkturfördernde Wirkung wie Steuersenkungen. Die Verbraucher hätten durch geringere Ausgaben für Benzin mehr Geld für anderweitigen Konsum zur Verfügung. Die USA sind laut Zahlen des Ölkonzerns BP mit einem täglichen Verbrauch von knapp 20 Millionen Barrel noch vor China und Indien der weltweit größte Ölverbraucher.
Aussichten
Bisher hat die Opec auf niedrige Ölpreise mit Förderkürzungen reagiert, so zuletzt in der vergangenen Woche. Die steigende Differenz zwischen einem höheren Ölangebot der Nicht-Opec-Länder und der schwächer steigenden Ölnachfrage kann nur durch ein verringertes Opec-Produktionsniveau ausgeglichen werden. Aufgrund der schwächelnden Ölnachfrage und der wahrscheinlich für ein Gleichgewicht am Ölmarkt nicht ausreichenden Drosselung der globalen Ölförderung wird der WTI-Ölpreis in 2019 nur schwerlich das Hoch von 76 US-Dollar vom Oktober 2018 erreichen können.
Eine deutliche technische Kursreaktion nach oben ist allerdings aufgrund der Überverkauft-Situation durch den heftigen Kursverfall der letzten Wochen unter 50 Dollar besonders dann kurzfristig zu erwarten, wenn die Opec (plus kooperierende Länder) sich auf nennenswerte Förderkürzungen von mindestens 1 Mio. Barrel pro Tag einigen könnte.
Analysten reduzieren nicht die Ertragsaussichten für die US-Ölfirmen
Ölfirmen zählen momentan nicht zu den Favoriten an der Wallstreet, obwohl sie den höchsten jährlichen Gewinnzuwachs ausweisen. Auch in 2019 sollen die Ertragssteigerungen über 20 Prozent liegen. Die Analysten haben bisher trotz der schwächelnden Ölpreise die Ertragsprognosen für die Ölfirmen nicht gesenkt. Sie rechnen immer noch - ähnlich wie vor zwei Monaten, basierend auf den hohen Preisaufschlägen im Rohöl-Terminmarkt (Contango) - für das nächste Jahr mit einem durchschnittlichen Ölpreis von 68 Dollar.
Kolumne von Dr. Thomas Heidel, Leitung Research FIDAL AG in Frankfurt/ Main