Öl-Crash: Die 3 Killer einer mächtigen Industrie

23.04.2020

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Die womöglich größte Klage aller Zeiten

Diese Bedrohung findet kaum Beachtung. Dabei könnte sie der mächtigen, aber angeschlagenen Ölindustrie den finalen Todesstoß versetzen: eine Klageflut amerikanischer Regionen und Großstädte wie New York und San Francisco gegen die Giganten unter den Ölunternehmen, genannt „Big Oil“. Es geht um Strafzahlungen von hunderten Milliarden Dollar. Der Vorwurf: Seit 1970 soll Big Oil vom Klimawandel gewusst, aber seine Kunden gezielt falsch informiert haben.

So zeigt z.B. eine Harvard-Studie, dass der Öl-Riese ExxonMobil von 1977 bis 2014 bezahlte Anzeigen schaltete, aus denen klar hervorgeht, dass die Rolle des Menschen beim Klimawandel noch ungewiss sei – obwohl dem Unternehmen laut Studie nachweislich gegenteilige Informationen vorlagen. Der Studie liegt die Annahme zugrunde, der Klimawandel sei vom C02-Ausstoß angetrieben und damit tatsächlich menschengemacht. Dies würde bedeuten, dass die Ölindustrie zu einem großen Teil die Klimaschäden verursacht hat und darüber hinaus versuchte, dies zu vertuschen.

Das teure Damokles-Schwert

Gleichzeitig haben große Öl-Unternehmen ihre Förderplattformen vor stärkeren Stürmen und dem Anstieg des Meeresspiegels aufgrund steigender Temperaturen geschützt und gestärkt. Solche Vorkehrungen wollen nun auch amerikanische Küstenstädte zum Schutz der Bevölkerung vornehmen. Kosten für die Gemeinden: mindestens 400 Milliarden Dollar in den nächsten 10 Jahren laut einer Studie von Center for Climate Integrity.

Eine gewaltige Summe, die sich die Kommunen aktuell von Big Oil vor Gericht erkämpfen wollen. Der Ausgang dieser Schlacht ist noch komplett offen und ein Ende nicht in Sicht. Aber sollten die Klagen vor ein Geschworenengericht kommen, wäre der Alptraum der Ölindustrie perfekt. Denn vor Geschworenen gilt eine Verurteilung der Konzerne mindestens als denkbar, wenn nicht sogar als realistisch. So hatten Geschworene auch schon die Tabakindustrie verurteilt, woraufhin sie Schadenersatz von über 200 Milliarden Dollar zahlen musste. Bei Big Oil wäre die Summe womöglich doppelt so hoch. (sh)