Oasen für Wagemutige

17.06.2019

Blick auf Rio de Janeiro / Foto: © Microgen - stock.adobe.com

Brasilien

Die weltweit achtgrößte Volkswirtschaft befindet sich in einer schweren, vornehmlich politischen, Krise. Nicht erst seit kurzem ist das Unternehmervertrauen eher im Keller und die Arbeitslosigkeit steigt. Vorbei die Zeiten, in denen an der Copacabana ausgelassen Samba getanzt wurde. Fakt ist, auch das größte Land Latein- und Südamerikas hat wie viele andere Schwellenstaaten im vergangenen Jahr zu leiden gehabt. Das Bruttoinlandsprodukt stieg lediglich um 1,5 %, verhältnismäßig schwach. Mit der Wahl des sehr konservativen Präsidenten Bolsonaro verbanden viele Investoren die Hoffnung, dass sich der Abwärtstrend stoppen ließ. Brasilien solle auf den Wachstumspfad zurückkehren auf Basis einer soliden Finanzlage. Und was macht der Aktienmarkt angesichts dieser doch sehr gemischten Faktenlage? Erstaunlicherweise ist der Bovespa-Leitindex in 2018 entgegen dem Trend gestiegen. Circa 10 % konnte der Index im Jahresverlauf auf annähernd 88.000 Zähler zulegen. Und auch in den ersten Wochen dieses Jahres kletterten die Kurse weiter. Auf Drei-Monatssicht (Stichtag: 16.05.) hat der Bovespa nun 6 % verloren und notiert um die charttechnisch wichtige Marke von 90.000 Punkten. Die Aktien haben im ersten Quartal nachgegeben, was u. a. auf Gewinnmitnahmen und Meinungsdifferenzen zwischen dem Parlament und der Regierung über die Neugestaltung des nationalen Rentensystems zurückgeführt wird. Und selbst wenn die Rentenreform verabschiedet werden sollte, sollte diese nach Expertenansicht nur vergleichsweise wenige Einsparungen erwirken. Es scheint so, als sei derzeit viel Optimismus schon eingepreist, wohingegen die reale konjunkturelle Entwicklung Brasiliens hinterherhinkt. Die Volkswirtschaft lahmt und der Reformstau wird immer größer. Vorläufiges Resümee: Nach breitem Anstieg im Vorjahr müssen nun Strukturreformen erfolgen, um die „Wachstumsstory“ in Rio fortzuschreiben.

Argentinien

Quo vadis, Argentinien? Der Weg aus der wirtschaftlichen Misere scheint kein Ende zu nehmen. Die Inflation erreicht astronomische Höhen (mehr als 50 % p. a.), ähnlich der Teuerungsrate in den neunziger Jahren. Unruhen, Korruption und politische Unsicherheiten kommen erschwerend hinzu. Es erstaunt kaum, dass der MSCI-Index Argentinien allein in 2018 rund 34 % verloren hat. Die Rezession sitzt tief. Ob die Trendwende zum Positiven schon in Sichtweite ist, muss sehr in Frage gestellt werden. (hsd)

Fazit: Lateinamerika hat durchaus Potenzial, was für ein langfristiges Investment spricht. Demografisch sind viele Staaten gut aufgestellt und verfügen oftmals über große Ressourcenvorkommen. Insofern könnten sich für wagemutige Investoren, die sozusagen schon einmal einen Fuß in der Tür haben wollen, insbesondere ETFs lohnen. Brasilianische und mexikanische Titel sind dabei klar dominierend. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass die Aktien aus dieser Region oft sehr volatil sind. Mexiko könnte aktuell Brasilien vorzuziehen sein, allerdings unter der Maßgabe, dass die US-Wirtschaft nicht einbricht.