(Noch) kein großes Thema

29.10.2019

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Welches Marktpotenzial die E-Scooter-Versicherungen derzeit bieten, lässt sich bislang nur schlecht einschätzen, da aktuell noch keine Zahlen über deren Verbreitung vorliegen. Aus diesem Grund gibt es auch Versicherer, die auf das Produkt bislang verzichten. „Die EUROPA Versicherung bietet derzeitig, wie viele andere Marktteilnehmer, noch keine Versicherungsprodukte für E-Scooter an. Für dieses Geschäft fehlt uns noch aussagekräftiges Datenmaterial für eine nachhaltige Beitragskalkulation“, erklärt Falko Struve, Vorstandsmitglied der EUROPA Versicherung AG. Aus dem gleichen Grund hat auch die R+V bislang den Markt für E-Scooter-Versicherungen gemieden, zumindest teilweise. „In das Geschäft mit E-Scooter-Vermietflotten sind wird bislang bewusst nicht eingestiegen, weil es keine belastbaren Informationen und Zahlen zum Risiko gibt“, erklärt Harald Seliger, Abteilungsdirektor Underwriting und Vertrieb bei der R+V Allgemeine Versicherung AG. Dennoch ist der Wiesbadener Versicherer im Bereich E-Scooter nicht völlig inaktiv. „Der Versicherung von privat genutzten ‚eigenen‘ E-Scootern, auch höherpreisigen Modellen, stehen wir sehr positiv gegenüber und bieten bereits Produkte an“, so Seliger weiter.

Die VHV hat die E-Scooter-Versicherung in eine bestehende Versicherung integriert. „Wir bieten jedem Privatkunden für E-Scooter im Rahmen der Kfz-Haftpflichtversicherung Versicherungsschutz an, den man über Vermittler abschließen kann. Es ist dafür keine ‚spezielle Haftpflicht‘ notwendig, sondern die neue Fahrzeugart E-Scooter wird in die bekannte Versicherung für Motorroller und Mopeds integriert. Das bedeutet, dass die gleichen Bedingungen und Nutzervereinbarungen (Nutzer unter bzw. über 23 Jahren) wie bei Fahrzeugen mit Versicherungskennzeichen auch für E-Scooter gelten. Preislich werden E-Scooter ebenfalls wie Motorroller und Mopeds eingruppiert“, erläutert Dr. Per-Johan Horgby, Mitglied des Vorstands, Kraftfahrt der VHV Allgemeine Versicherung AG. Oliver Pradetto beobachtet derzeit, dass die E-Scooter-Versicherung durchaus Absatz auf dem Markt findet, auch weil der Kundenkreis sich auch geografisch erweitert. „Wir beobachten tatsächlich eine steigende Nachfrage. Anfangs waren E-Scooter vor allem eine Sache der Großstädter. Inzwischen dringt der Hype auch in die ländlichen Gebiete vor“, so der blau direkt-Geschäftsführer. Er glaubt aber nicht, dass die neuen Gefährte Maklern eine neue Ertragsquelle eröffnen, zumindest keine direkte. „Ich halte die Entwicklung für einen kurzfristigen Hype. Als Micro-Mobility wird der E-Scooter im Straßenbild der Städte sicherlich langfristig zu sehen sein, aber ich bezweifele, dass Kunden lange am Scooter festhalten. Abgesehen davon sind die Prämien auch eher gering. Was wollen Sie bei einem Produkt schon herausholen, dass 300 Euro Kaskorisiko und das Haftungsrisiko eines Mofas nach sich zieht? Bei blau direkt sehen wir das eher als Kundenservice, denn als Verdienstquelle.“ Auch Dr. Klaus Zehner, sieht in den neuen Fahrzeugen kein großes Zukunftspotenzial – weder verkehrstechnisch noch als Einnahmequelle für Vermittler. „Die E-Scooter werden eher als ‚Fun-Fahrzeug‘ genutzt, das man mal auf einem Städtetrip spontan und kurzfristig ausleiht; sie werden also gemietet und nicht gekauft.“ Deshalb sieht man bei der SV SparkassenVersicherung die E-Scooter-Versicherung auch eher als Mittel der Kundengewinnung und -bindung denn als echte Einnahmequelle an. So bietet man laut Dr. Zehner die Versicherungsplaketten an, um das Angebot für die Kunden abzurunden. (ahu)