New Normal: So geht Führung in der Krise

10.02.2022

Unternehmer, Coach und Autor Christian Polz / Foto: © Christian Polz

Coronapandemie, demografischer Wandel, die Erwartungen und Ansprüche der Mitarbeitenden aus der Y-Generation und Z-Generation und die Digitalisierung stellen die neue Arbeitswelt auf den Kopf. New Work stellt auch in der Finanzindustrie und Bankenlandschaft Führung vor neue Herausforderungen und verlangt den Entscheidern und Führungskräften unerwartete Denk- und Verhaltensweisen ab.

Wie geht Führung in der Krise, was ist das New Normal in disruptiven Umbruchzeiten in Bankhäusern? Welche Schlüsselkompetenzen benötigen moderne Führungskräfte im Finanzwesen? Was muss geschehen, damit Führung in Finanzunternehmen die gewünschten Ergebnisse nach sich zieht?

New Normal 1: Collective Leadership – Verantwortung für alle

Collective Leadership heißt, dass jeder Mitarbeitende in seinem Tätigkeitsbereich Verantwortung übernehmen kann und will. Und übernehmen darf. Die gewohnten hierarchischen Ordnungen lösen sich auf. Die Entscheider passen die Prozesse und Abläufe sowie die gesamte Organisationsstruktur entsprechend an, um das dezentrale eigenverantwortliche und sich selbst organisierende Arbeiten zu ermöglichen. Führungskräfte geben Macht und Befugnisse ab und verlagern sie in die Teams und die Verantwortung einzelner Mitarbeitender.

Mein Praxistipp: Lernen Sie, Macht und Verantwortung zu teilen. Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitenden, trauen Sie ihnen etwas zu.

New Normal 2: Souverän führen

Sind die klassisch-traditionellen Führungswerkzeuge also überflüssig? Nein! Die Ansprüche an die Führungskraft wachsen. Die Erwartung ist: Sie beherrscht alle (!) Führungsstile gleichermaßen, um sie souverän und in Abhängigkeit von Kontext und Mitarbeitenden einzusetzen. Sie ist in der Lage, hierarchisch, transaktional, situativ, transformational und agil zu führen. Und sie versteht es, als Coach ihrer Mitarbeitenden zu agieren. Konkret: Sie erteilt Vorgaben direktiv und sagt, wo es langgeht. Sie führt inspirierend mit Visionen und ermöglicht ihnen das selbstorganisierte Arbeiten. Als Coach gibt sie unterstützende Hilfe zur Selbsthilfe, indem sie Mitarbeitende durch coachende Fragen zur Selbstreflexion ermutigt. Sie nutzt immer den Führungsstil, der am besten geeignet ist, gute Ergebnisse zu erzielen.

Mein Praxistipp: Überprüfen Sie Ihr Führungsstilrepertoire. Was fehlt Ihnen, um alle Führungsansätze anwenden zu können? Ihr Ziel: Sie spielen virtuos auf der Klaviatur der Führungsstile.

New Normal 3: Mindset ständig überprüfen und anpassen

Erfolgreiche Führung ist das Produkt kollektiver Entscheidungsfindung – das ist ein Paradigmenwechsel, mit dem sich Führungskräfte auseinandersetzen müssen. Ein Beispiel: Diese sind immer öfter mit Aufgaben konfrontiert, bei denen sie nicht über eine eindeutige Weisungsbefugnis verfügen, gleichwohl aber für die Leistungen anderer geradestehen müssen. Oder: Die Anreizsysteme befinden sich im Umbruch. Handlungs- und Gestaltungsfreiheit, Selbstwirksamkeitsüberzeugung und Verantwortungszuweisung entwickeln sich zu alternativen Währungen, mit denen Leistungen quasi bezahlt werden.

Mein Praxistipp: Gehen Sie mutig und entschlossen mit den neuen Ansprüchen um. Überprüfen Sie Ihr Mindset, Ihre Einstellungen, Haltungen und Überzeugungen. An welcher Stelle sollten Sie das Mindset verändern, um Führungssouveränität aufzubauen?

Welche Aspekte für eine optimale Führung es noch zu beachten gilt, lesen Sie auf Seite 2.