Neuausrichtung der Bonitätsprüfung für Hypothekenkredite

29.04.2019

Amit Lohani, Principal Consultant, Financial Services bei Infosys (li.) und Mahesh Raghavan (Senior Principal, Financial Services Digital Consulting bei Infosys (re.) / Fotos: © Infosys

Der Traum vom eigenen Haus steht bei vielen Verbrauchern ganz oben auf der Wunschliste. Doch bis dahin ist es oftmals ein langer Weg und der Antrag eines Wohnungsbaudarlehens kann frustrierend sein. Banken sind in erster Linie daran interessiert, ob der Antragsteller das Darlehen tatsächlich zurückzahlen kann. Sie benötigen Informationen zur Zuverlässigkeit des Kreditnehmers sowie dazu, ob selbiger in der Lage sein wird, den Kredit zurückzuzahlen – noch dazu rechtzeitig.

Um die Bonitätsprüfung durchzuführen, wenden sich Banken an Kreditauskunfteien. Von ihnen erhalten sie FICO-Scores und nutzen deren Underwriting-Richtlinien zur Bestimmung der Kreditwürdigkeit der Interessenten. Aber wie effektiv sind Kreditagenturen und Banken bei der Evaluierung der Rückzahlungsfähigkeit eines Interessenten? Nicht so effektiv, wie sie sein könnten.

Fehler im System: Eine begrenzte Perspektive

Kreditauskunfteien verlassen sich auf oftmals auf Bewertungsmethoden, die die Vergangenheit bewerten. Diese wurden bereits vor Jahrzehnten entwickelt und spiegeln die Bonität nicht akkurat wider. Eine Kreditwürdigkeit, die auf dem bisherigen Verhalten von jemandem basiert, gibt zwar einen Hinweis auf die Möglichkeit einer Person, Kredite zurückzuzahlen, aber es entsteht kein vollständiges Bild.

Zudem sind die Daten von mehr als jedem fünften Verbraucher unvollständig oder fehlerhaft – dies kann denjenigen riskanter erscheinen lassen als er eigentlich ist. Ein Beispiel: Mehr als die Hälfte medizinischer Rechnungen enthalten Fehler und werden damit an die Auskunftei gemeldet. Selbst wenn ein Verbraucher die Rechnung bezahlt, spiegelt sich dies nicht immer in der Kreditauskunft wider.

Werden unrichtige Daten an Auskunfteien gemeldet oder macht eine Agentur einen Fehler, obliegt die Pflicht zur Korrektur weitgehend dem Verbraucher. Sie müssen einen komplexen Prozess durchlaufen, um ihre Aufzeichnungen zu korrigieren und zu verhindern, dass sie fälschlicherweise als kreditunwürdig eingestuft werden. Sowohl aus Sicht der Bank als auch des Verbrauchers, versäumen es die Kreditauskunfteien damit, ihre Hauptaufgabe zu erfüllen. Als Folge verliert das Kreditunternehmen die Rentabilität eines kreditwürdigen Kunden, der zu Unrecht abgelehnt wurde.

Die Banken ihrerseits haben Regeln zur Bonitätsbeurteilung und -prüfung, die die Realität der Verbraucher und die sich ändernden Lebensstile nicht berücksichtigen. Banken verfügen über viele Kundendaten, aber sie kennen ihre Kunden nicht.

Warum auch Prominente vor Ablehnung von Bankdarlehen nicht verschont bleiben, lesen Sie auf Seite 2