Mit Luft-Schmierung CO2 sparen - und als Anleger profitieren

16.07.2021

v. li. nach re.: Dr. Heiner Pollert, Gründer und Geschäftsführer bei PATENTPOOL Group und Prof. Dr. Thomas Schimmel, Universitätsprofessor am Karlsruher Institut für Technologie / Foto: © PATENTPOOL

finanzwelt: Apropos Umweltschutz: Die Nutzung von umweltschädlichen Anti-Fouling-Beschichtungen für jedes Schiff Jahr für Jahr hat katastrophale Auswirkungen auf die Natur. Inwieweit hilft hier die Aircoating-Technologie?

Prof. Dr. Schimmel: Die Vergiftung der Weltmeere durch umweltschädliche Antifouling-Beschichtungen stellt in der Tat ein großes ökologisches Problem dar. Eine Zeitschrift umschrieb dies unlängst mit den Worten „Alles vergiften, was vorbeischwimmt“. Hier hilft die Luftschicht in doppelter Weise: Zum einen wäre selbst ein toxisch mit Antifouling-Substanzen beschichteter Schiffsrumpf nicht umweltschädlich, solange er von einer Luftschicht umgeben ist: Nicht das Gift ist umweltschädlich, sondern die Freisetzung des Giftes. Und dies wird durch eine durchgehende Luftschicht vermieden. Zum anderen wird Fouling erheblich erschwert, wenn nicht sogar unmöglich gemacht, wenn der Schiffsrumpf von Luft umgeben ist und nicht von Wasser.

finanzwelt: Eine erfolgreiche Probe, umgeben von einer stabilen Luftschicht, liegt im Karlsruher Institut bereits seit mehr als sieben Jahre trocken unter Wasser. Mit welcher Haltbarkeit rechnen Sie für Ihre Folie bei richtiger Anwendung?

Prof. Dr. Schimmel: Unter Laborbedingungen erscheint aus heutiger Sicht die Haltbarkeit der Luftschicht der von uns entwickelten Modelloberflächen zeitlich nicht begrenzt zu sein. Unter harten maritimen Umgebungen hingegen sind die Anforderungen höher, und es ist auch mit Beschädigungen und Abnutzung zu rechnen – aber letzeres trifft natürlich für gegenwärtig verwendete Schiffsbeschichtungen in gleicher Weise zu. Sieben Jahre (oder mehr) sind aber ein Zeitraum, den wir für technische Anwendungen als Lebensdauer der Schiffsbeschichtung ebenfalls anstreben.

finanzwelt: Mit welchen Umsätzen rechnen Sie für 2021/22

Dr. Heiner Pollert: Für 2021 werden wir noch testen und keine Umsätze erzielen. In 2022 ist der Marktstart geplant. Wir gehen davon aus, dass ab 2023 Umsätze in zweistelliger Milionenhöhe erzielt werden. Denn stärkere Auflagen der Politik im Bereich von Treibhausemmissionen und Verschmutzung der Gewässer werden den Druck auf die Redereien massiv erhöhen, so dass umweltfreundliche Lösungen zum Einsatz kommen müssen. Derzeit sind ca. 98 Tausend Frachter, Öltanker und Kreuzfahrtschiffe im Einsatz, die jeweils eine zu beschichtende Fläche von mehr als 4.000 qm pro Schiff aufweisen. Hinzu kommen 20 Millionen Motor- und Segelschiffe. Der Markt für diese Art der Schiffsbeschichtung hat ein Volumen von mind. EUR 40 Milliarden weltweit.  Weiteres Marktpotenzial für diese disruptive Grundlagentechnologie ergibt sich bei hygienischen Trinkwasserspeichern und -Leitungen, Fischzuchtbecken, chemische Anlagen, Offshore Plattformen, Pipelines, und Meerwasser-Entsalzungsanlagen.

finanzwelt: Sie sind mit 20-jähriger Erfahrung im Management und der Finanzierung disruptiver Technologien als Lead Investor bereits mit ca. 5 Millionen investiert. Wie können Anleger von Ihrer Erfindung profitieren?

Dr. Pollert:  Wir haben letztes Jahr den Hightech Value Pool, ein Fonds nach Luxemburgischen Recht, initiiert. Der Fonds investiert in disruptive Technologien im Venturebereich (Seed-Phase). Ein Investment des Fonds ist ACT. Ein öffentliches Angebot hierzu gibt es nicht, allerdings können professionelle und semi-professionelle Anleger in den Fonds investieren. (lvs)