Marktausblick zur Lebensversicherung: Stille Lasten schränken Flexibilität ein

18.06.2024

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Ertragsperspektive hat sich verbessert

Mit dem aktuellen Zinsniveau können die Anbieter in der Neuanlage wieder höhere Zinsen erzielen als für die Bedienung der Bestandsgarantien an die Versicherten notwendig ist. „Hierdurch hat sich die Ertragssituation deutlich entspannt“, sagt Lars Heermann. Zugleich haben die Lebensversicherer seit 2022 mit der Auflösung der Zinszusatzreserve begonnen, die in Niedrigzinszeiten zur Finanzierung der Altgarantien aufgebaut wurde und bis Ende 2021 einen Spitzenwert von 96 Mrd. € erreicht hatte. Zum Bilanzstichtag 2023 belief sich die ZZR branchenweit noch auf 88 Mrd. €, wie Assekurata ermittelt hat. Für die kommenden Jahre rechnet die Rating-Agentur mit weiteren Auflösungen im mittleren einstelligen Milliardenbereich. Die Rückflüsse aus der ZZR stehen grundsätzlich den Kunden zu. Erste Effekte da- raus zeigen sich bereits in der Form von höheren Überschussbeteiligungen, so dass die laufende Verzinsung für 2024 zumindest leicht gestiegen ist. Im Neugeschäft gewähren die Lebensversicherer für klassische private Rentenversicherungen nunmehr eine laufende Verzinsung von durchschnittlich 2,46 % (Vorjahr: 2,26 %).

Stille Lasten schränken Flexibilität ein

Dass die Überschussbeteiligungen nicht unmittelbarer auf den gestiegenen Marktzins und die rückfließenden ZZR-Mittel reagieren, liegt zum einen an dem langfristigen Geschäfts- und Anlagemodell der Lebensversicherer. Zum anderen hat der rapide Zinsanstieg zu umfangreichen stillen Lasten in den Kapitalanlagebüchern geführt. Nach Auswertungen der Assekurata- Analysten lagen sie Ende 2023 branchenweit bei rund 75 Mrd. € nach sogar 105 Mrd. € im Vorjahr. „Bei den stillen Lasten handelt es sich um unrealisierte Verluste auf den Zinsanlagen“, erklärt Assekurata-Bereichsleiter Heermann. „Zwar müssen die Versicherer diese nach den handelsbilanziellen Regeln nicht realisieren oder abschreiben, dennoch stellen sie eine Bürde für die Bemühungen dar, den höheren Marktzins am Kapitalmarkt zu vereinnahmen.“ Die Anbieter bemühten sich daher durch den teilweisen Verkauf von Anleihen, die stillen Lasten in ihren Büchern zu reduzieren. Dies führt zu entsprechenden Verlusten, die wiederum die Nettoverzinsung schmälern, welche im Bilanzjahr 2023 mit 2,30 % weiterhin unterhalb der Umlaufrenditen am Kapitalmarkt lag. (mho)