Mada mirikteki*
23.08.2019
Die Skyline von Tokio / Foto: © basiczto - stock.adobe.com
Obwohl die japanische Arbeitswelt damit vom allgemeinen Alterungsprozess der Gesellschaft alles andere als unberührt bleibt, bedeutet es nicht, dass Innovationen hier keinen Raum finden. So berichtet Archibald Ciganer, dass es in Japan viele Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen gäbe. „Der wirtschaftliche Aufschwung der vergangenen Jahre hat eine Start-up-Kultur etabliert – das zeigt sich beispielsweise in den Zukunftsfeldern Robotics und Künstliche Intelligenz.“ Der Portfoliomanager des Japan Equity Strategy bei T. Rowe Price begründet diese Entwicklung mit einer Rückkehr des japanischen Unternehmergeistes. Aber auch Investoren hätten ihren Anteil an einer sich verändernden wirtschaftlichen Kultur. So würden diese ihre Rechte aktiver wahrnehmen und ineffiziente, konservative Strukturen aufbrechen. „Die Folge sind progressivere Managementteams und ein steigender Wert für Shareholder“, so Ciganer weiter, der dabei aber auch einen Verdienst der Politik sieht. „Außerdem wurde ein neuer, regulatorischer Rahmen geschaffen, der das Umfeld für Unternehmen deutlich verbessert hat und zu Kapitalzuflüssen führt.“ So verfolgt der seit Ende 2012 regierende Ministerpräsident Shinzo Abe mit seiner „Abenomics“ genannten Wirtschafspolitik im Bezug auf die Finanzmärkte eine völlig andere Politik als die EU und setzt auf Deregulierung, um das Land für Investoren interessanter zu machen. Dass Abes Wirtschaftspolitik durchaus Früchte trägt, bestätigt Richard Kaye. So berichtet der Fondsmanager, dass die Zahl der Arbeitnehmer seit dem Jahr 2013 um jährlich 1 % angestiegen sei, was auch auf die zunehmende Zahl von Frauen zurückzuführen sei, die wieder in den Arbeitsmarkt zurückkehren. „Nach Angaben der OECD hat die japanische Erwerbsbeteiligung von Frauen die USA zum ersten Mal in der Geschichte übertroffen“, ergänzt Ronald Slattery, der in der stärkeren Erwerbsbeteiligung von Frauen ein positives Zeichen für die Zukunft sieht: „Dies hat mittel- bis langfristig positive Auswirkungen auf die Binnenwirtschaft durch ein höheres Gesamteinkommen und das Vertrauen der Verbraucher.“ Die Wirtschaftspolitik der Regierung Abe hat aber auch positive Folgen für den japanischen Aktienmarkt. So erläutert Richard Kaye, dass japanische Unternehmen in den vergangenen sechs Jahren das weltweit höchste Gewinnwachstum zu verzeichnen gehabt hätten. „Viele Unternehmen sind von ihrem Heimatmarkt unabhängig“, erklärt der Portfoliomanager einen weiteren Vorteil. Auch Ronald Slattery sieht eine positive zukünftige Entwicklung des japanischen Aktienmarktes, denn viele Aktien hätten Ende vergangenen Jahres einen Großteil des externen Risikos bereits eingepreist und seien weiterhin unterbewertet, womit sich Chancen ergeben würden. „Erfreulich sind auch die hohen Aktienrückkäufe in diesem Jahr“, so der Fidelity-Manager weiter. Da er zudem keine globale Rezession erwartet, rechnet er mit einem moderaten Gewinnwachstum japanischer Unternehmen, was gepaart mit einem günstigen politischen Umfeld und Fortschritten bei den Strukturreformen ein mittel- bis langfristig günstiges Risiko-Ertrags-Verhältnis für japanische Aktien bedinge. (ahu)
*weiterhin attraktiv