Lohnt sich ein Investment in Lateinamerikas zweitgrößter Volkswirtschaft?

04.12.2020

Manuel Heyden Mitgründer und CEO von nextmarkets / Foto: © nextmarkets

Alles dreht sich um den Impfstoff

Nun aber geht es wieder bergauf. Getrieben wird der weltweite Aufschwung durch die angekündigten Anticorona-Impfstoffe, die eine Erholung der Weltwirtschaft und Touristenströme – wichtige Einnahmequellen für die betroffenen Länder – erhoffen lassen. So schrieb der Chefvolkswirt des internationalen Bankenverbandes „Institute for International Finance (IIF)“, Robin Brooks: „Ein Impfstoff wird eine Rally der Schwellenländer-Währungen gegenüber dem Dollar entfesseln.“ Für den Euro gilt dies ebenso, auch wenn er derzeit in stärkerer Verfassung als der Dollar ist. Schon registrieren Marktbeobachter eine höhere Risikobereitschaft von Investoren, die den Währungen einen Schub geben könnte. Anders als beim Rest der Welt und den anderen Schwellenländern stellen der Impfstoff und die weltweite Konjunktur aber nur die halbe Miete dar. Der weitaus bedeutsamere Faktor sind die USA: Mexiko ist Amerikas größter Handelspartner und hängt wirtschaftlich am Tropf der Vereinigten Staaten. Rund 80 Prozent der mexikanischen Exporte gehen gen Norden. Jeden Tag überqueren Waren für eine Milliarde Dollar die Grenze.

Der Absturz der Schwellenländer

Der bisherige Absturz von BIP und Währungen in den Schwellenländern hatte eine Ursache darin, dass diese Länder viel weniger Möglichkeiten hatten und haben, mit milliardenschweren Maßnahmen ihre Wirtschaft zu stützen. Schließlich werden die Pakete – wie der Staatshaushalt generell, besonders in Krisenzeiten – stark über eine massive Neuverschuldung oder Anleiheverkäufe finanziert. Für beides waren die Rahmenbedingungen eher schlecht. Zudem notierten viele Schulden oft in US-Dollar, sowohl von Staat, Unternehmen, manchmal auch privaten Kreditnehmern. Angesichts einer weich gewordenen Heimatwährung erschwerte dies die Rückzahlung und die Kreditlast. Alles zusammen wirkte auf Investoren abschreckend. Glück im Unglück: Zumindest der Dollar schwächelt aktuell. Bleibt es dabei, wäre dies ein Vorteil für die Schwellenländer – genauso wie die Abwertung selbst. Sie vergünstigt aus Sicht der heimischen Wirtschaft Exporte, ebenso wie Urlaube von Ausländern mit Starkwährungen, und Importe entsprechend teurer. Indes ist der Tourismus in Brasilien eher unterentwickelt.

Schrittweiser Wiedereinstieg

Die Vorzeichen haben sich also gebessert. Wagemutige Investoren sollten einen Einstieg in die Währungen oder Staatsanleihen der Schwellenländer erwägen. Die Commerzbank sieht bei der Vierer-Riege allerdings die Türkei und Südafrika vorn. Mexiko würde ich allerdings mit auf die Liste nehmen, weniger Brasilien. Auch, weil der kommende US-Präsident Joe Biden für eine Entspannung im Streit um die Grenzmauer und die Beziehungen zu Mexiko insgesamt steht. Die Lage bei den Staatsanleihen ist derzeit aber noch diffus. Entscheidend ist jetzt, ob die Märkte wieder Vertrauen in die Geldpolitik fassen. Daher bietet ein – kurzfristiger – Kauf des Peso innerhalb der Erholungsphase Chancen, ähnlich wie bei Rand oder Lira. Der Erwerb von Staatsanleihen dort wie in den anderen Schwellenländern – durchaus auch auf Dollar-Basis – sollte zunächst begrenzt sein und schrittweise ausgebaut werden.

Marktkommentar von Manuel Heyden, CEO von nextmarkets