Licht und Schatten im Wechsel

11.05.2023

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Die deutsche Wirtschaft ist bis dato gut durch 2023 gekommen. Noch vor wenigen Monaten geisterte das Wort der harten Rezession durchs Land. Aktuell scheint dieses Szenario abgewendet worden zu sein. Vieles hängt natürlich von der Geldpolitik ab. Gleichwohl präsentieren sich deutsche Aktien in vergleichsweise solider Verfassung. Sie profitieren auch von der Internationalität der Unternehmen. In der Summe sind DAX & Co. immer ein Investment wert.

Deutschland zu den ersten Frühlingsstrahlen 2023: Einen Konjunkturrückgang kann die deutsche Wirtschaft nun doch abwenden, so der Sachverständigenrat der Bundesregierung. Eine spürbare Entspannung für die Verbraucherpreise sehen die „Wirtschaftsweisen“ jedoch erst in ferner Zukunft. Zur Erinnerung: Im Spätherbst 2022 waren viele Ökonomen und Branchenkenner noch von einem Abschwung um 0,2 % ausgegangen. Immerhin wird nun 2024 ein Wachstum von 1,3 % prognostiziert. Insofern gute Nachrichten. Wenn auch das große Bild des aktuellen Kapitalmarktumfelds äußerst schwierig erscheint. Unsicherheit und Angst vor einem neuen Börsenbeben sind trotz der gesamtwirtschaftlich positiven Aussichten präsente Themen.

Inflation bleibt hartnäckig

Für die insbesondere zum Jahresbeginn außerordentlich gute Stimmung, die in satten Kursaufschlägen ihren Niederschlag fand, ließen sich vielfältige Gründe anführen. „Zum einen die zurückgekommenen Sorgen vor einer Gasmangellage und die Aussicht auf deutlich geringere Inflationsraten. Der Blick auf die Entwicklung der Gas- und Ölpreise sowie anderer Rohstoffe zeigt das deutlich. Zum anderen die Entspannung bei den globalen Lieferketten und damit zusammenhängend auch die Lockerung der chinesischen Politik bezüglich der Zero-COVID-Politik“, argumentierte Fidelity Fondsmanager Christian von Engelbrechten in einem Interview. Gerit Heinz, Leiter Portfoliomanagement Bellevue AM Deutschland, argumentiert mit Blick auf deutsche Aktien wie folgt: „Deutsche Aktien haben ähnlich wie ihre europäischen Pendants zuletzt davon profitiert, dass das ökonomische Momentum relativ zu den USA besser war und die Europäische Zentralbank später als die amerikanische Notenbank die Zinszügel angezogen hat. Zudem sind deutsche Aktien ein Profiteur der erfolgten Öffnung Chinas nach den harten COVID-Maßnahmen“. Zugleich wirft er relativierend ein, dass in Anbetracht weiter hoher Inflationsraten (auch die EZB rechnet erst 2025 wieder damit, in die Nähe des 2 %-Ziels zu kommen) und damit einhergehender potenziell weiter steigender, zumindest aber erhöht bleibender Leitzinsen, sich dieser relative Vorteil über die mittlere Frist wieder ändern könne. Und ja, die Geldpolitik und die Linie der EZB spielen für Unternehmen eine Rolle. Zum einen haben es Unternehmen schwerer, externe Finanzmittel zu erhalten, was sich auf die Profitabilität und schlussendlich auf die Aktienwerte auswirken kann. Zum anderen werden Aktien für Anleger unattraktiver, da sich Investoren nach anderen Anlageklassen wie beispielsweise Staatspapieren umsehen.

Renaissance der Nebenwerte?

Der Blick auf den Verlauf der wichtigsten deutschen Indizes zeigt, dass insbesondere Nebenwerte, die im vergangenen Jahr überdurchschnittlich gelitten haben, bei einem wirtschaftlich positiven Verlauf einiges wettmachen könnten. So notiert der MDAX am 24.03.2023 bei 26.700 Zähler. Seit Jahresbeginn immerhin ein Plus von 8,5 %. Wenn man bedenkt, dass wir im Januar Indexstände um die 29.000 Punkte gesehen haben, relativiert sich allerdings das Bild und die Freude. Der März mit den Bankenkrise ist hier zu nennen. Es sind Aktien wie Gerresheimer und AIXTRON, die dem MDAX zu einem Plus verholfen haben. Schlusslichter sind Immobilienwerte, die insbesondere weiter unter der Zinswende leiden. Natürlich muss erwähnt werden, dass der deutsche Aktienmarkt im Generellen sehr industrielastig ist. Das unterscheidet ihn beispielsweise von US-amerikanischen Markt, der sehr auf Technologiewerte setzt. Der klassische defensive Sektor, die Pharmasparte, ist auch ein Standbein des deutschen Erfolgsmodells. Damit einher geht die Diskussion um Value- versus Growth-Werte. Tech (Growth) wird weiter wachsen. In den vergangenen Monaten stand Value im Fokus. Unterbewertete Titel, die lange Zeit im Schatten der einstmals übermächtigen Wachstumswerte standen. Hierzulande haben wir vergleichsweise viele Value-Titel, die gehöriges Aufwärtspotenzial haben. „Value bleibt in Deutschland aufgrund der Zusammensetzung des Marktes immer ein gewichtiges Thema. An den Aktienmärkten dürfte Value auch in den nächsten Monaten noch eine Rolle spielen. Das Momentum gegenüber Wachstumstiteln könnte jedoch im weiteren Jahresverlauf aufgrund des sich zumindest in den USA abzeichnenden Endes des Zinserhöhungszyklus abnehmen“, bemerkt Bellevue-Experte Heinz an dieser Stelle. (ah)

Fazit

Im Frühjahr 2023 zeigt sich die deutsche Wirtschaft in stabiler Verfassung. Doch zu viel Optimismus ist nicht angebracht. Die sich verschlechternden Finanzierungsbedingungen verhindern einen dynamischeren Aufschwung.