Künstliche Intelligenz gegen das Maklersterben

02.04.2019

Martin Micko, Gründer und COO von omni:us / Foto: © omni:us

Prozesse automatisieren

Bei jeder Kundeninteraktion stehen für den Makler zahlreiche zeitaufwändige Arbeitsschritte an. Teilt der Kunde eine Adressänderung mit, muss diese in das System übertragen werden, wechselt er den Arbeitgeber, gilt das Gleiche. Bei Neukunden steht außerdem die Aufnahme der Daten, Vertragsabschluss und Dokumentation an - ein erheblicher Berg an Dokumenten. Von den komplexen Verwaltungsprozessen bei einer Schadenmeldung ist hier noch gar nicht die Rede. Die Formulare der Meldung, Unfallberichte, Rechnungen, Kostenvoranschläge etc. müssen aufwendig ausgewertet, geprüft und an die jeweilige Versicherung weitergegeben werden.

Werden aber die händische Eingabe von Daten sowie die Verwaltung von Informationen und die Prozesse dahinter automatisiert, ändern sich die Voraussetzungen im Maklergeschäft grundlegend. Hier setzt KI an. Mit heutigen Systemen ist es möglich, aus Kundenanfragen automatisch alle relevanten Informationen zu extrahieren und die Daten direkt in entsprechende Verwaltungssysteme zu übertragen. Und das unabhängig davon, auf welchen Kanälen die Anfragen eingehen. Heutige KI-Systeme sind in der Lage, PDFs, Scans, E-Mails, Fotos, handschriftliche Notizen oder Nachrichten aus einem Messenger Dienst zu verstehen und auszuwerten. Das ermöglicht echte Omnichannel Angebote und zwar rund um die Uhr - Services, die vor allem von der jungen Generation zunehmend gefordert werden. Beim Makler kommen dann alle relevanten Informationen schon in aufbereiteter Form im System an. Damit wird er im Datenmanagement stark entlastet. Der Makler beschleunigt auf seiner Seite so außerdem den Austausch mit den Versicherungen und gerade die Dauer der Schadenregulierung ist aus Sicht vieler Makler eines der größten Defizite im Zusammenspiel mit den Unternehmen. Die KI kann außerdem aus den Dokumenten wesentlich mehr Informationen über den Kunden herausfiltern, als es ein einzelner Makler mit vertretbarem Zeitaufwand schaffen würde. Mit diesen Daten können Makler die Lebensumstände ihrer Klienten besser erfassen und sie entsprechend passgenauer beraten.

Durch ein KI-gestütztes Back-End-System wird also ein großer Teil der nicht wertschöpfenden Prozesse übernommen. Und gerade der Zusammenschluss zu Maklerpools macht die Implementierung solcher Systeme wirtschaftlich. Makler können so arbeitsintensive Aufgaben wie die Schadenabwicklung automatisiert abbilden und das entspricht dem Bestreben großer Maklerpools, so digital und automatisiert wie möglich zu sein. Dadurch gewinnen sie mehr Zeit, sich wieder auf ihre Kunden, die Beratung und die Akquise zu konzentrieren.

Technologie ermöglicht wieder mehr Kundennähe

Viele Makler stehen heute vor einer ungewissen Zukunft. Doch Vernetzung und der Einsatz zeitgemäßer Technologie bieten das Potenzial, den Beruf auch für die Zukunft attraktiv zu halten. Automatisierung und KI können das Kundendaten-Management sowie Prozesse deutlich vereinfachen. Sie werden so von Verwaltern wieder zu Beratern. Was Makler eigentlich wollen, ist der intensive Kontakt zu ihren Kunden, um ihre Bedürfnisse zu verstehen, passende Angebote zu machen und neue Verträge abzuschließen. Hier liegt auch ihr größter Mehrwert für die Kunden, denn einer der Hauptgründe, sich bei der Versicherungswahl an einen Makler zu wenden, besteht im Kontakt von Mensch zu Mensch, den der Makler bietet. Übernimmt KI-Software also arbeitsaufwendige repetitive Aufgaben, gewinnt der Makler Raum, sich auf seine Stärken zu konzentrieren - die persönliche, empathische und vertrauensvolle Beratung seiner Kunden. Maklerpools und Büros stehen vor der Aufgabe, Maklern moderne Technologie an die Hand zu geben. Erste Vorreiter in Deutschland haben bereits eine KI-Strategie - im internationalen Vergleich, stehen wir hierzulande allerdings noch am Anfang.

Gastbeitrag von Martin Micko, Gründer und COO von omni:us