Krisen schaden Wertpapieren

03.06.2020

Foto: © gustavofrazao - stock.adobe.com

Den Anleihen hat besonders die Finanzkrise 2008/2009 nicht gut getan. Nachdem vor deren Ausbruch deutsche Sparer noch bis zu 40 Mrd. Euro jährlich in diese Anlageform investiert hatten, folgte ab 2009 ein massiver Einbruch und seitdem wurde fast jährlich in zum Teil erheblichem Umfang Kapital aus Anleihen abgezogen. Die einzige Ausnahme bildete das Jahr 2008, in dem minimal mehr Geld in Anleihen floss als abgezogen wurde. Insgesamt sind aktuell weniger als 2 % des deutschen Finanzvermögens in Anleihen investiert.

Auch Investmentfonds sind durch die zahlreichen Krisen der vergangenen Jahre deutlich in der Gunst der Anleger gesunken. Nachdem deutsche Anleger zu Beginn des neuen Jahrtausends noch Rekordmittel von 50 Mrd. Euro in Fonds investieren ging das Investmentvolumen ab 2002 kontinuierlich zurück. In den Jahren 2006 bis 2008 wurde sogar 80 Mrd. Euro mehr aus Fonds abgezogen als eingezahlt. Gestoppt wurde diese Entwicklung erst im Jahr 2014, als sich die Zinsen immer mehr der Nullline näherten. So haben sich seitdem die Fondsinvestments auf über 170 Mrd. Euro summiert. Damit liegt der Anteil am Gesamtsparvolumen aber immer noch deutlich geringer als die 45 % zu Beginn des neuen Jahrtausends.

Bargeld ist zunehmend gefragt

„Nur Bares ist Wahres“: So könnte man ein wesentliches Sparmotto der Deutschen in den vergangenen Jahren definieren. So liegen die Bargeldbestände deutscher Sparer mittlerweile bei 253 Mrd. Euro und damit mehr als doppelt so hoch wie noch Ende 2013.

„Die beschriebenen Entwicklungen haben dazu geführt, dass die Deutschen in den letzten Jahren einen Teil ihres Geldes unter das Kopfkissen gelegt haben. Die Corona-Krise scheint  diesen Trend nochmals zu beschleunigen. Verglichen mit der Entwicklung in den Vormonaten lässt sich laut Analyse bereits im März 2020 ein „Corona-Sondereffekt“ für die Euro-Zone von ca. 30 Mrd. Euro ermitteln. Von diesem entfallen ca. 6 Mrd. Euro auf die deutschen Privathaushalte“, erläutert Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen, bei der ING Deutschland. „Bargeldsparen ist aus Renditesicht dennoch nicht sinnvoll. Durch die Inflation hatten die Deutschen damit in den letzten Jahren einen Wertverlust von durchschnittlich ca. ein bis zwei Prozent. Eine sinnvollere Lösung für den langfristigen und diversifizierten Vermögensaufbau könnte beispielsweise ein ETF- oder Fondssparplan sein. Gerade in der Corona-Krise haben wir hier Rekordabschlüsse gesehen und das günstige Kursniveau hat dazu geführt, dass im ersten Quartal 2020 schon mehr Aktien von unseren Kunden gekauft wurden, als im gesamten Jahr 2019“, so Dwornitzak weiter.

Wie sich das Geldvermögen der Deutschen derzeit entwickelt, lesen Sie auf Seite 3