Klotzen statt kleckern

31.03.2015

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Der Niedrigzins belastet die betriebliche Altersversorgung. Unternehmen stehen vor Finanzierungslücken, die Beschäftigten klagen über jährlich sinkende künftige Betriebsrenten. Darauf reagieren die Versicherer nicht nur mit neuen Produkten, sondern auch mit massiver Vertriebsunterstützung.

Ganze 5 % trägt die bAV zum durchschnittlichen Alterseinkommen bei. Und die aktuelle Zinssituation spielt ihr nicht unbedingt in die Karten. Unternehmen mit Direktzusagen droht eine gefährliche Schieflage. Laut Towers Watson waren bei 30 DAX-Unternehmen zuletzt nur noch 54,5 % der Pensionsverpflichtungen über entsprechende interne Kapitalanlagen ausfinanziert. Und die mittelständische Wirtschaft musste im vergangenen Jahr um 600 Mio. Euro höhere Rückstellungen für Direktzusagen bilden. Solche Nachrichten machen die bAV weder bei den Firmen noch bei ihren Mitarbeitern beliebter, deren Ansprüche laufend sinken.

Wenn Vermittler in die Betriebe gehen, müssen sie sich für ihre

Überzeugungsarbeit einiges einfallen lassen. Von den

Versicherungsgesellschaften im Stich gelassen werden sie jedenfalls nicht.

Dies betrifft beispielsweise die technische Unterstützung. Stephan Schinnenburg, Vorstand der ERGO Beratung und Vertrieb AG, erklärt: „Beispielsweise können sie über die ERGO-Maklersoftware unsere bAV-Angebote online berechnen. Derzeit arbeiten wir daran, den Maklern Zugang zu unseren Angeboten und Abschlussmöglichkeiten auch über Vergleichsportale zu ermöglichen." Auch die ALTE LEIPZIGER ist aktiv, so deren Vorstand Vertrieb/Marketing Frank Kettnaker: „Bei der bAV-Beratung können Angebote für einzelne Personen und Personengruppen mit der Angebotssoftware ‚EASY Web Leben' erstellt werden. In dieses Programm ist ein spezieller Rechner für die Darstellung von Steuer- und Sozialversicherungsvorteilen integriert. Darüber hinaus bietet das Vermittlerportal der ALTE LEIPZIGER Produktinformationen, Präsentationen, vertriebliche Ansprachekonzepte, Musterversorgungsordnungen etc. an." Eine neue Vertriebseinheit berate zudem von der Direktion aus Vermittler in allen Fragen und Anliegen rund um die bAV.

Immer mehr Marktteilnehmer antworten auf die

Auswirkungender Niedrigzinsphase auch auf die

Entgeltumwandlung mit neuen Konzepten.

So hat die AXA erst kürzlich ihre „Relax bAVRente" mit vielen Wahlmöglichkeiten für die Kunden eingeführt. Und auch ERGO hat mit ihrem neuen Produkt „ERGO Betriebs-Rente Garantie" speziell für KMU reagiert. Interessant ist allerdings auch ein Schwenk beim Durchführungsweg, wie Micha Martin Lauterjung, Vorstand bei der Münchner Versorgungsmanagement AG, erläutert: „Viele Berater haben erkannt, dass die Unterstützungskasse als versicherungsfreies Konzept in vielen Unternehmen einen echten Mehrwert bieten kann. Da in diesem Durchführungsweg oft auch deutlich höhere Durchdringungsquoten erzielt werden können als mit den herkömmlichen bAV-Formen, haben sich zahlreiche Makler in den letzten Jahren erkennbar auf diese Konzepte konzentriert." Firmen können sich über eine Auslagerung von Pensionsverpflichtungen Luft verschaffen, so Rüdiger Bach, Vorstand der Condor Lebensversicherung: „Pensionsverpflichtungen werden überwiegend ausgelagert, um betriebswirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Diese liegen in den vorgezogenen Steuereffekten gegenüber der Beibehaltung der Rückstellung in der Bilanz, der Einsparung von PSV-Beiträgen, der Verbesserung von Bilanzkennziffern sowie der Liquiditätsvorsorge für künftige Rentenverpflichtungen. Die Auslagerung bereits erdienter Anwartschaften erfolgt über den Pensionsfonds gegen Einmalbeitrag, und die noch zu erdienenden Anwartschaften werden über die Unterstützungskasse mit gleichmäßigen jährlichen Beiträgen kongruent ausfinanziert. Für die Auslagerung laufender Rentenleistungen können der Pensionsfonds liquiditätsschonend in seiner chancenorientierten Variante oder die Unterstützungskasse mit der sofortigen Realisierung der Steuervorteile genutzt werden." Damit sei auch die Absicherung der biometrischen Risiken wie Langlebigkeit, Invalidität und Tod sowie des Zinsrisikos möglich. (hwt)

Betriebliche Altersversorgung - Printausgabe 02/2015