Karatbars klärt auf: Was versteckt sich hinter dem London Bullion Market?

04.06.2020

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„Heute organisiert die London Bullion Market Association (LBMA) maßgebliche Teile des Goldhandels“, erläutert Seiz. Sie setzt und überprüft die Qualitätsstandards, dokumentiert den Handel, entwickelt ehrbaren Handelsregeln und führt die prestigeträchtige sogenannte Good Delivery List. Dort sind nur jene Produzenten und Raffinerien zu finden, die die hohen Qualitätskriterien erfüllen, die wiederum den weltweit gültige Gütemaßstab definieren. Zu den mehr als 140 LBMA-Mitgliedern gehören Zentralbanken, die Gold besitzen, Privatinvestoren, Bergbauunternehmen, Hersteller, Raffinerien, Händler, Betreiber von Goldlagern und Werttransport-Unternehmen. Zum Handel sind nur Barren von Raffinerien und Münzprägeanstalten erlaubt, die die Qualitätsanforderungen bedienen: Barren müssen mindestens 350 und dürfen höchstens 430 Feinunzen Gold enthalten, und sie müssen einen Feingehalt von mindestens 995 Promille aufweisen. Sie müssen zudem eine Seriennummer und den Stempel eines am Londoner Goldmarkt zugelassenen Herstellers oder Edelmetallprüfers (Assayers) tragen.

Erst seit 1973 wird der Goldpreis wieder frei gebildet

Der London Bullion Market ist ein Großhandelsmarkt, an dem die Mindestgröße der gehandelten Beträge 1.000 Unzen Gold beträgt. Handelszeit ist Montag bis Freitag von 8:50 Uhr bis 15 Uhr, mit dem Gold-Fixing nach wie vor 10.30 Uhr und 15 Uhr. „Die LBMA ist jedoch keine Börse. Der Handel findet unabhängig und außerhalb ihrer Räumlichkeiten statt“, betont Harald Seiz, der mit den namensgebenenden Karatbars und CashGold selbst zwei Goldprodukte anbietet. Im Prinzip betrifft der Preis nur Mitglieder der LBMA – aber de facto hält sich der Weltmarkt daran.

„Dabei war fast ein halbes Jahrhhundert lang die freie Bildung des Goldpreises eingeschränkt. Schließlich war der Besitz von Gold in den Jahren 1931 bis 1973 in den USA verboten – außer in Form von Schmuck und Goldmünzen“, bringt Harald Seiz in Erinnerung. Präsident Roosevelt hatte dies verfügt und so war der Preis auf 35 US-Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm) festgelegt. Erst 1973 wurde der Goldpreis überhaupt wieder freigegeben. Für den standardisierten Goldhandel an Rohstoffbörsen wurde dann ein eigenes Währungskürzel eingeführt: XAU.

Durch das Aufstocken der Goldreserven und die hohe Bedeutung für den privaten Schmuckmarkt ist China zum größten Gold-Nachfrager avanciert. Zudem hat China eigene Lieferspezifikationen definiert, die etwa von Scheideanstalten bereits als Standard eingesetzt werden. Viele Experten gehen daher davon aus, dass die Rolle Londons als Zentrum des Goldhandels abnehmen könnte und sich nach Schanghai verlagern wird. Das aber ist längst nicht ausgemacht und so könnte der Goldpreis noch weitere Jahrhunderte von London ausfestgelegt werden. Frei nach dem Motto: Same procedure as every day.

Autor: Manfred Schneider