In Japan stehen die Börsenampeln auf grün

02.11.2020

Thorsten Mohr, Geschäftsführer Argentum Asset Management / Foto: © Argentum Asset Management

Hohe Staatsverschuldung

Dabei war beziehungsweise ist das Wachstum teuer erkauft: Lag die Staatsverschuldung Japans 1990 noch bei 64 Prozent des Bruttosozialprodukts (BIP), so erreicht sie inzwischen rund 240 Prozent des BIP. Die Kosten schultert weitgehend die japanische Zentralbank. Deren Bilanz entsprach zuletzt 120 Prozent der Wirtschaftsleistung, 1990 waren es zehn Prozent. Das bedeutet: Die japanische Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre, nach dem zuletzt aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Ministerpräsidenten Shinzo Abe als „Abenomics“ international bekannt, hat Licht und Schatten gebracht.

Dazu kommt: Japans Wirtschaft hat im Zuge der Corona-Krise einen Rekordeinbruch erlitten. Das BIP der vor Deutschland drittgrößten Volkswirtschaft der Welt sank im zweiten Quartal dieses Jahres, auf das Jahr hochgerechnet, um real 27,8 Prozent, wie die Regierung in Tokio bekanntgab. Japan war bereits in den beiden Vorquartalen geschrumpft und steckt damit in einer Rezession. Der Rückgang der wirtschaftlichen Leistung im zweiten Quartal ist der stärkste, den das Land seit 1980, dem Beginn der Aufzeichnung vergleichbarer Daten, verzeichnet hat. Aufs Jahr wird das Minus bei rund sechs Prozent liegen.

Viele interessant bewertete Value-Werte

Das alles macht Japan auf den ersten Blick nun nicht gerade zu einem Paradies für Anleger. Und tatsächlich: Als herausragende Investment-Region ist Japan zumindest hierzulande nicht bekannt. Sicherlich, unter den größten Unternehmen der Welt finden sich japanische Konzerne wie die Mizuho Financial Group, Toyota, Softbank, das Telekommunikationsunternehmen NTT DOCOMO und Keyence, ein weltweit operierender Anbieter von Komponenten für die Automatisierungstechnik. Aber Wertpapiere japanischer Aktien oder entsprechende Fonds? Die tauchen eher selten in den Depots auf, und auch für viele Berater scheint das Thema Japan ein heißes Eisen zu sein.

Das könnte sich in den kommenden Jahren als Fehler herausstellen. Denn der japanische Aktienmarkt hat großes Potenzial, er ist weiterhin stark und aufstrebend mit großen Wachstumsmöglichkeiten. In Japan lassen sich viele interessant bewertete Value-Werte finden, die gutes Aufholpotenzial haben. Und die japanische Finanzpolitik mit ihren weitreichenden Hilfsmaßnahmen tut alles dafür, den Aufschwung weiterhin zu fördern. Das spricht für ein lukratives Umfeld, das sich erst am Anfang eines neuen, positiven Entwicklungsstadiums befindet.

Warum der neue Regierungschef Hoffnung macht, lesen Sie auf Seite 3