Ich – einfach unverbesserlich – wie uns immergleiche Fehler am Wachstum hindern
30.10.2018
Sven Späth / Foto: © TPV Unternehmensberatung
Danny zögerte. Atmete einmal tief durch. Das alles fühlte sich komisch an aber er gab sich einen Ruck.
„Frau Launisch, verstehen Sie mich bitte richtig, meine Zeit ist begrenzt und teuer. Ich muss mir sicher sein, dass sie es ernst meinen und gerade fällt es mir schwer, sie einzuordnen. Nennen Sie mir doch bitte die Gründe Ihres Anrufs.“
„Das kann ich nicht“ Ich gebe prinzipiell keine Daten oder Informationen am Telefon heraus.
Aber wenn Sie morgen gegen 17 Uhr im Park sein könnten, treffen wir uns dort und sie begleiten mich zu mir. Ich wohne nicht weit.“
Dannys Stirn zog sich in tiefe Falten aber er stimmte zu und sie verabredeten sich für den nächsten Tag.
Zu Hause bei Frau Launisch angekommen saßen sie nun im Wohnzimmer. Auch sie schien von Haus aus betucht. Wie Frau Argwohn. Die Villa musste an die 500 qm Wohnfläche haben. Das alles für eine Frau alleine? Danny musste nun wissen, was hier vor sich ging.
„Frau Launisch, jetzt wo wir uns von Angesicht zu Angesicht hier bei Ihnen befinden. Sagen Sie mir doch bitte nun endlich, was Ihr Anliegen ist und warum diese Geheimniskrämerei. Ich verstehe leider nur Bahnhof.“
„Sie haben Recht, ich bin Ihnen eine Antwort schuldig, Herr Salesman“.
„Ich traue seit einer geraumen Zeit dem Fortschritt der Technik nicht mehr. Wir werden immer gläserner. Googelt man meinen Namen im Internet, ist es ein Leichtes, private und sensible Informationen über mich zu erhalten. Es macht mir Angst. Ich lehne es prinzipiell ab, irgendwelche persönlichen Daten rauszugeben, außer am Tisch. Man liest so viel über Hacker, Cyberangriffe etc. Ich besitze keinen Computer, kein Email. Kein Handy, keine SMS. Ich bevorzuge die gute alte Post und das Gespräch am Tisch. Das ist mir die ehrlichste und angenehmste Variante. Leider weiß ich, dass ich in der heutigen Zeit mehr und mehr zu denen gehöre, die mit dieser Meinung alleine da stehen. Deswegen brauche ich jemanden, dem ich vertrauen kann und der mir in meinen finanziellen Angelegenheiten zuverlässig zur Seite steht.
Ich weiß auch, dass ich hier mehr verlange als der übliche Kunde aber Diskretion und Vertrauen haben bei mir oberste Priorität. Sie sind mir von meiner guten Freundin Anette empfohlen worden, also scheinen sie kein übler Kerl zu sein und ich möchte es mit Ihnen versuchen. Ihre Vorschusslorbeeren sind gewaltig. Anette hat mir nur das Positivste über sie berichtet und dass sie ihnen zu 100 % vertraut.“
Danny war baff. Damit hatte er nicht gerechnet. Seit 5 Jahren beschwerte er sich, machte seine Arbeit, hatte jedoch nie Anerkennung erhalten. Für ihn war Frau Argwohn mehr lästig als angenehm. Und jetzt empfahl sie ihn weiter und war voll des Lobes für ihn? Frau Launisch fuhr fort.
Ich beabsichtige ein Mal pro Monat ein Treffen hier bei mir, um mit Ihnen die aktuellsten Themen zu besprechen. Bei mir ändert sich ständig etwas. Ich bin viel unterwegs und sozial sehr engagiert. Für diesen Aufwand berechnen Sie mir bitte Ihr übliches Honorar, welches Sie veranschlagen.“
Danny fühlte sich ein wenig wie im falschen Film. Hatte Sie ihm gerade einen Honorarvertrag angeboten und er sollte die Vergütung festlegen nach seinem Ermessen? Ja, sie hatte.
Auf dem Heimweg hatte Danny folgende Erkenntnis: Dieser Auftrag war das Lob und die Anerkennung seiner Arbeit der letzten 5 Jahre.
Er fuhr an der Stadtkirche vorbei. Das Zitat des Tages lautete: „Geben ist seliger, denn nehmen“ Danny grinste. Es stimmte also wirklich. Das hatte er nun am eigenen Leib erfahren.
Gleichzeitig spürte er aber auch ein Gefühl von Scham. Danny war wieder einmal auf ein altes Muster hereingefallen, welches er meinte, längst abgelegt zu haben. Schubladendenken. Er hatte diese Frau verurteilt, ohne Sie zu kennen, ernsthaft überlegt, sogar den Termin abzusagen. Gut, es war nicht von der Hand zu weisen, dass ihr Anruf schon eher einer der besonderen Sorte war. Und ganz klar, sie hatte besondere Eigenheiten. Gleichzeitig stand sie aber für ein Ideal, wie es heute mit Sicherheit nur noch wenige in der Form tun: Loyalität. Und was wünschte man sich mehr, als einen loyalen Kunden? Ein festes Bündnis. Geprägt von Ehrlichkeit und Vertrauen.
Jeder Mensch, dem wir auf unserem Weg begegnen, hat es verdient, mit Respekt und Wohlwollen behandelt zu werden. Wer bei neuen Chancen zuerst die Fehler sucht, wird die Möglichkeiten zu wachsen nie erkennen.
Autor: Sven Späth, TPV Unternehmensberatung