Höhenflug beendet?
24.06.2019
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Doch etwas Wasser müsste man fairerweise in den Wein schütten, um ein realistischeres Bild zu bekommen. „Das Auslaufen der fiskalen Maßnahmen der Trump-Administration von Ende 2017 und Anfang 2018 und ein vorsichtigeres Investitionsverhalten der Unternehmen, da die Gewinnmargen aufgrund steigender Personalkosten und strengeren Kreditverhaltens der Banken unter Druck geraten, sollten für eine Verlangsamung des Wachstums mitverantwortlich sein“, bemerkt Gergely Majoros, Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac. Hinzu kommt, dass viele Positivmeldungen in der Regel schon in den Kursen eingepreist sind. Laut Bloomberg haben rund 50 % der Mitglieder des S & P 500 ihre Ergebnisse vorgelegt, mehr als drei Viertel davon haben die Analystenerwartungen übertroffen. Allerdings waren die Erwartungen im Vorfeld auch eher moderat. Die Handelsstreitigkeiten mit den Chinesen überlagern hingegen derzeit vieles. Hier ist noch kein Ende in Sicht, zumal zwei sehr machtbewusste Männer in den jeweiligen Staaten das Sagen haben. China hat erst jüngst Zölle auf US-Produkte ab Juni angekündigt, das könnte die US-Wirtschaft belasten. Und in diesem Zusammenhang kommt ein weiterer wichtiger Faktor zur Beurteilung hinzu: Der US-Dollar. Generell sollte beachtet werden, dass ein starker Greenback vielen exportgetriebenen US-Unternehmen nicht gut tut, zumal die Auslandseinnahmen nach Umrechnung in heimische Währung verringert werden. Tatsächlich hat die US-Währung seit Anfang 2018 zusehends an Wert gegenüber unserer Gemeinschaftswährung Euro gewonnen. Aber die USA haben durchaus noch ein Ass im Ärmel. Mit Hilfe der Notenbank könnte eine wirtschaftliche Talfahrt abgewendet werden. „Die Zentralbank Federal Reserve (FED) hat ihren geldpolitischen Kurs im Vergleich zu 2018 um 180 Grad gedreht, aus Zinserhöhungen wurden erste Diskussionen über mögliche Zinssenkungen im Verlauf des Jahres, falls das makroökonomische Umfeld sich weiter eintrüben sollte“, so Portfoliomanager Wehner. Auf Einzeltitelebene sind insbesondere Technologieaktien wieder verstärkt ins Interesse gerückt. Carmignac-Experte Majoros sieht insbesondere bei Qualitätsaktien gute Wachstumschancen, da diese auch in einem schwächeren Umfeld organisches Wachstum aufweisen könnten. „Diese Qualitätstitel finden wir oft in den US-Märkten, insbesondere in Bereichen wie Technologie, Gesundheit und Konsum“, so Majoros. (hsd)
Fazit: Es läuft bei unseren transatlantischen Nachbarn in Übersee. Zwar brummt die US-Wirtschaft nicht mehr so wie in der Vergangenheit, aber global gesehen ist es im grünen Bereich. Für die Zukunft bedarf es aber auch neuer Impulse, die insbesondere den Aktienkursen frisches Leben einhauchen könnten. Hier sollte Trump eine wirtschaftsbelebende Politik betreiben und den Aktionismus bei Seite schieben. Notfalls könnten Zinssenkungen helfen. Berater sollten sich auch vor Augen führen, dass der US-Aktienmarkt seit Ausbruch der Finanzkrise währungsbereinigt tendenziell risikoärmer ist als der europäische Markt. US-Technologieaktien als auch ausgewählte Finanzwerte bieten mitunter überdurchschnittliche Ertragschancen.