Historische Folgen für Fondspolicen

28.06.2021

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Deutschland gilt traditionell als das Land der Sparbuch-Spezis und Anlage-Allergiker. Doch im Lockdown haben hierzulande immer mehr Menschen tatsächlich das Investieren für sich entdeckt. Dieser Trend hat deutliche Folgen für die Fondspolicen – zum historischen Vorteil der Kunden. Wie geht es damit den Versicherern? Laufen die neuen Online-Broker den Fondspolicen bei der Kapitalanlage zur Altersvorsorge den Rang ab?

Laut Studie „Aktion pro Aktie“ stieg 2020 der Anteil der Aktien- und Fondsbesitzer in Deutschland um fünf Punkte auf 34 %. Über 1,5 Millionen neue Depots haben die Deutschen 2020 allein bei Online-Anbietern und Trading-Apps eröffnet! Vor allem das spektakuläre Wachstum im März 2020 fällt auf – exakt zum Beginn des ersten Corona-Lockdowns. In dem Monat hat Trade Republic, einer der führenden Online-Broker in Deutschland, rund 44.000 Kunden gewonnen. Ein wahrer Quantensprung, wenn wir bedenken, dass das Unternehmen im April des vergangenen Jahres insgesamt „nur“ rund 150.000 Nutzer hatte. Besteht also ein Zusammenhang zwischen Pandemie und Investment-Begeisterung und hilft das der Popularität von Fondspolicen?

Ist Investieren das neue Feiern?

Dazu kursieren verschiedene Erklärungsansätze. Manche glauben, dass Lockdown-Langeweile eine signifikante Rolle gespielt hat. „Investieren ist das neue Feiern“ heißt eine der plakativen Analysen. Laut dieser Logik holen sich die Menschen den Kick, den sie vor Corona beim Ausgehen bekamen, nun an den Kapitalmärkten. Zu dieser These passt zumindest das Alter der Jungaktionäre: der Anteil der Wertpapierbesitzer erhöhte sich 2020 bei den unter-25-jährigen um starke 13 Punkte auf 39 %.

Nun ist es natürlich so, dass Adrenalin-Ausstöße nicht gerade zu den Werbeversprechen der Lebensversicherer gehören. Können sie dennoch von der neuen Aktien-Euphorie profitieren? „Wir haben in den vergangenen Monaten schon eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Fondspolicen gesehen und wir gehen davon aus, dass dieser Trend auch anhalten wird,“ berichtet Christian Nuschele, Head of Sales & Marketing bei Standard Life. Dirk Fischer, Geschäftsführer der Patriarch Multi-Manager GmbH, sieht durch den Kleinanleger-Boom allgemein ein höheres Interesse am Thema Kapitalanlage und Altersvorsorge sowie mehr Spaß an Finanzbildung. „Viele, besonders jüngere, Bundesbürger, nehmen sich erstmals Zeit sich mit Ihren Finanzen und Ihren Anlagemotiven intensiv auseinanderzusetzen,“ so der Patriarch-Chef.

Die Sieben-Jahres-Lücke

Dabei beschäftigen sich die jungen Anleger sicher auch mit den Auswirkungen der Geldpolitik der Notenbanken. „Generell wird in dem aktuellen Niedrigzinsumfeld eine Anlage am Kapitalmarkt aufgrund der dortigen höheren Renditechancen attraktiver,“ erklärt Claudia Flues, Leiterin Produktpositionierung bei der AXA. „Diese Entwicklung trifft natürlich auch in Hinblick auf Fondspolicen zu.“ Welche Investmentlösung für den Kunden das Beste ist – ob z. B. Fondssparplan, Anlagen in einzelne Werte oder Fondspolicen – das zeigt die Beratung. Für diejenigen, die am Kapitalmarkt gezielt Altersvorsorge betreiben möchten, bietet die Fondspolice jedenfalls starke Vorteile. Claudia Flues nennt z. B. die steuerliche Behandlung, ein automatisches Absicherungsmanagement zum Ende der Laufzeit und die Option einer lebenslangen Rentenzahlung.

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