HDI Studie: Über 80 Prozent der Rentner müssen sich finanziell einschränken

05.06.2024

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Unterschätzt: private Vorsorge und bessere Aufklärung

Mit 64 Prozent haben knapp zwei Drittel der Rentnerinnen und Rentner ausschließlich auf die gesetzliche Rente vertraut und nicht privat vorgesorgt. Bei Frauen (67 Prozent) und Angestellten (66 Prozent) ist dieser Wert besonders hoch. Entsprechend kritisch blicken die Befragten zurück: Eine deutliche Mehrheit von 61 Prozent würde im Nachhinein mehr privat vorsorgen, knapp ein Drittel (32 Prozent) sogar deutlich mehr. Dem „früheren Ich“ würden sie vor allem den frühzeitigen Abschluss einer Lebens- oder Rentenversicherung, vermögenswirksame Leistungen des Arbeitgebers sowie eine professionelle Beratung empfehlen.

Als nachträglich hilfreich bei der Vermeidung von finanziellen Nachteilen werden vor allem zahlreiche staatliche Maßnahmen – wie etwa Förderung und Zuschüsse (20 Prozent), digitales Rentenkonto (19 Prozent) oder mehr staatliche Aufklärung (17 Prozent) – genannt.

Von denjenigen, die zusätzlich privat vorgesorgt haben, startete lediglich ein Viertel (25 Prozent) bereits vor dem 30. Lebensjahr damit. Ein gutes Drittel (34 Prozent) begann erst nach dem 40. Lebensjahr mit der privaten Vorsorge – das war vor allem bei Frauen der Fall (42 Prozent im Vergleich zu Männern mit 29 Prozent).

Private Vorsorge nicht genug im Bewusstsein

Für Fabian von Löbbecke, Vorstand der HDI Lebensversicherung AG, verantwortlich für den Bereich Neugeschäft Leben und betriebliche Altersversorgung, zeigen die Ergebnisse: „Der Stellenwert privater Vorsorge während des Erwerbslebens wird stark unterschätzt. Eine deutliche Mehrheit der Befragten hat sich auf die Annahme verlassen, dass die gesetzliche Rente ausreicht und viele haben zu spät damit angefangen. Sie werden nun von der Realität eingeholt und können sich weit weniger leisten, als sie erwartet haben.“

Betriebliche Altersvorsorge Spitzenreiter

Bei denjenigen, die privat vorgesorgt haben, dominieren insbesondere die betriebliche Altersvorsorge (47 Prozent), Lebens- und Rentenversicherungen (42 Prozent) sowie Wohneigentum (41 Prozent). Lediglich 24 Prozent haben auf Wertpapiere wie Aktien, Fonds und Anleihen gesetzt. Bei insgesamt 28 Prozent der Befragten, die privat vorgesorgt haben, machen die Betriebsrenten einen großen Anteil am jetzigen Einkommen aus, gefolgt von Wohneigentum bei 25 Prozent und Lebens- und Rentenversicherungen bei 16 Prozent.

Der Blick der Befragten auf den eigenen Ruhestand war kurz vor Antritt überwiegend positiv besetzt: 62 Prozent der Befragten gibt an, sich vor der Rente darauf gefreut zu haben, stärker den eigenen Bedürfnissen folgen zu können. Wenn es negative Gefühle vor dem Ruhestand gab, waren diese insbesondere von der Sorge geprägt, nicht genug Geld für die alltäglichen Dinge zu haben (44 Prozent). Die Angst vor Einsamkeit (13 Prozent) und vor Langeweile (11 Prozent) waren am wenigsten ausgeprägt.

Frauen mit deutlich weniger Rente

Die durchschnittliche Netto-Rente der befragten Jung-Ruheständler zwischen 63 und 70 Jahren liegt bei 1.330 Euro – bei Frauen ist sie mit lediglich 1.170 Euro noch einmal deutlich niedriger als bei Männern mit 1.450 Euro. Ein Blick auf die Rentenhöhen zeigt grundsätzlich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Mehr als die Hälfte, insgesamt 56 Prozent der Frauen, aber nur 38 Prozent der Männer erhalten weniger als 1.201 Euro monatlich. Umgekehrt liegt die Rente bei 39 Prozent der Männer zwischen 1.501 und mehr als 2.500 Euro, während das nur auf 18 Prozent der Frauen zutrifft.

Einstellung bleibt positiv

Trotz finanzieller Einbußen und viel Verzicht sind insgesamt 64 Prozent der befragten Rentnerinnen und Rentner überwiegend glücklich mit ihrem Ruhestand, bei 26 Prozent schwankt dies und nur die wenigsten (6 Prozent) bezeichnen sich als weniger glücklich oder unglücklich.

Holm Diez, Vorstandsmitglied HDI Deutschland und Gesamtverantwortlicher für das Ressort Bancassurance, sagt: „Wir freuen uns, dass die meisten Rentnerinnen und Rentner ihren Lebensabend überwiegend positiv bewerten. Das wünschen wir auch den zukünftigen Renten-Generationen, die mit Blick auf die Rente vor noch größeren Herausforderungen stehen. Die Ergebnisse unserer Rentenstudie bieten ihnen wichtige Erkenntnisse – insbesondere: Wer frühzeitig mit privater und/oder betrieblicher Altersvorsorge beginnt, kann den gewohnten Lebensstandard auch im Alter halten.“ (mho)

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