Hat die Beteiligungsbranche (k)eine Zukunft?

23.04.2013

**Wie geht es weiter mit den Geschlossenen Fonds? Gibt es Zukunftsperspektiven? "finanzwelt" sprach hierzu und weiteren Aspekten mit **Renate Wallauer, Geschäftsführerin von dima24.de.

finanzwelt: Die Beteiligungsbranche befindet sich in einer schweren Krise – rückläufige Platzierungszahlen, wiederholte Meldungen über Insolvenzen und neue Skandale. Wie lässt sich das verloren gegangene Vertrauen zurückgewinnen?

Wallauer: Vertrauen zurückzugewinnen, ist äußerst schwierig. Der Bereich Finanzen ist ein sensibles Thema. Wenn der Anleger schlechte Erfahrungen gemacht hat, wird ihn das nachhaltig davon abhalten, noch einmal aktiv zu werden. Derjenige, der dem Kunden gegenüber nicht vermitteln kann, dass er in seinem Sinne handelt bzw. gehandelt hat, wird kaum einen Weg zurück finden. Wer weitermachen wollte wie gewohnt, musste mittlerweile daraus Konsequenzen ziehen.

Allerdings bietet das parallel dazu auch eine Chance für denjenigen, der sich auch schon in den letzten 5 Jahren darum gekümmert hat, dem Kunden vernünftige Anlagevorschläge zu machen, vernünftige Konzepte zu entwickeln und diese mit möglichst vielen Sicherheitsnetzen zu verknüpfen. Der Kunde konnte sehr wohl nachvollziehen, ob ein Initiator, ein Finanzberater oder eine Finanzinstitution Lehren aus dem Lehman-Debakel gezogen hat oder nicht. Um Vertrauen, im engsten Sinn der Bedeutung zu schaffen, bedarf es an sich erstmal keiner gesetzlichen Regelung. Und hier gibt es einige sehr positive Entwicklungen in den letzten Jahren, eine interessante Anzahl an Möglichkeiten und Optionen bieten sich dem Anleger 2013 im Bereich der Beteiligungen.

Darüber hinaus sehe ich eine Chance der Beteiligungsbranche aus der Situation heraus, dass es an Alternativen mangelt. Das Zinsniveau wird mittelfristig bis langfristig niedrig sein müssen, denn die überschuldeten Staaten in Europa, als auch die Vereinigten Staaten brauchen dringend niedrige Zinsen, um überhaupt eine Chance haben zu können, mit dem Schuldenberg umzugehen. Darüber hinaus erscheint es mir auch unausweichlich, dass wir eine deutliche Inflation in den nächsten Jahren zu erwarten haben. Bei niedrigem Zinsniveau und hoher Inflation hat derjenige, der über Kapital verfügt, das Nachsehen. Derjenige, der nicht investiert, muss einen realen Vermögensverlust hinnehmen.

finanzwelt: Lange Laufzeiten und hohe Fremdkapitalquoten – Charakteristika, die wohl der Vergangenheit angehören. Was wünschen sich Investoren nun von einem „idealen" Fonds? Welche Assets sind momentan gefragt?

Wallauer: Der Investor konnte selber feststellen, dass lange Laufzeiten und hohe Fremdkapitalanteile für ihn negative Auswirkungen hatten. Er hat auch festgestellt, dass es keinen Sinn macht, zyklisch zu handeln. Aus diesem Grunde ist er bereits seit 2008 sehr an Rohstoffen interessiert. Die enorme Entwicklung beispielsweise im Bereich Öl und Edelmetalle hat er somit in den letzten Jahren bereits mitgenommen. Und beobachtet jetzt schon wieder, wann es Zeit ist, sich wieder zu verabschieden. Auch die enorm positive Entwicklung im Bereich Wohnimmobilien an 1a Standorten in Deutschland bot Chancen zu guten Wertsteigerungen. Weiterhin besteht in Deutschland großes Interesse am Bereich Naturfonds.

Der ideale Fonds gibt ihm die Chance, kurz- bzw. mittelfristig seine Anlage zu kündigen, um einen Zyklus zu verlassen, solange es noch gut läuft, um sich schon wieder einer neuen Anlageoption zuzuwenden. D.h. im Beteiligungsbereich kann der Kunde nicht mehr erwarten, dass er eine gute Anlageentscheidung auf 15 oder 20 Jahre hin treffen kann, sondern er hat durchaus einen erhöhten Aufwand und muss sich viel regelmäßiger mit seinem Portfolio und dessen Zusammensetzung auseinander setzen. All das hat er verstanden und handelt mittlerweile auch danach.

finanzwelt: Sind Initiatoren und Berater nach Ihrem Ermessen ausreichend und hinlänglich über die Regulierungen informiert und gewappnet? Sehen Sie „Licht am Ende des Tunnels"

Wallauer: Auf jeden Fall. Die Regulierung steht ja noch nicht in seiner endgültigen Form fest, aber sowohl Initiatoren als auch Berater sind auf Augenhöhe mit den neuen Gesetzen. Wenn sie am neuen regulierten Markt teilnehmen wollen, das wollen wir vielleicht hier voraussetzen. Der eine oder andere hat seine Aktivitäten ja bereits eingestellt.

finanzwelt: Alternative Investitionsmodelle (z.B. Zertifikate) scheinen für Emissionshäuser attraktiv geworden zu sein - Ihre Einschätzung hierzu?

Wallauer: Das Wesen einer Beteiligung ist es, dass der Investor in einen Sachwert investiert. Wenn die Regulierung in ihrer endgültigen Form feststeht, wird zu bewerten sein, wie ein Initiator seine Sachwertanlage im neuen regulierten Umfeld anbieten kann. Dabei werden dann neue Modelle dazu dienen, einen Sachwert zu hinterlegen. Das neue Investmentmodell - beispielsweise Zertifikat oder Anleihe - ist dann also ein Vehikel, um den Sachwert ins Portfolio des Investors zu transportieren. D.h. also die unterschiedlichsten alternativen Investitionsmodelle werden voraussichtlich von den Initiatoren genutzt werden. Letztendlich wird es aber immer um den Sachwert gehen, der dahinter steht.

Das Gespräch führte Alexander Heftrich