Geld schießt keine Tore, oder doch?
20.08.2019
Markus Merkel / Foto: © Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung GmbH
Charakteristika und Erfolgsfaktoren
Fußballaktien sind vielfach als Small Caps einzustufen und weisen als solche häufig eine eingeschränkte Liquidität verbunden mit ausgeprägter Volatilität auf, was institutionelle Investoren eher abhalten könnte. Mit der zunehmenden Kommerzialisierung des Fußballs hat die Bedeutung des Eintrittskartenverkaufs zugunsten von Sponsoringeinnahmen und Merchandising signifikant abgenommen. Eine über Jahre gewachsene, breite Fanbasis ist somit ein ausgeprägtes Positiv-Kriterium. Der mit sportlichem Erfolg verbundene finanzielle Hebel liegt heutzutage jedoch ganz überwiegend in den Cash-Flows aus TV-Einnahmen, die z.B. zwischen der zweiten und dritten Liga in Deutschland etwa beim Faktor zehn liegen. Versteht sich der Verein als Ausbildungsbetrieb für junge Talente und unterhält Kooperationen mit höherklassigen Vereinen, so ist der Erlös aus Spielertransfers nicht zu unterschätzen. Umgekehrt besteht eine hohe Korrelation zu tagesaktuellen Ereignissen wie personelle Umbesetzungen im Trainerstab, der verletzungsbedingte Ausfall von Schlüsselspielern oder die Verfehlung sportlicher Ziele.
Fußball-Anleihen aus professioneller Anlegersicht eher problematisch
Eine alternative Vorgehensweise, um sich über den Kapitalmarkt Finanzmittel zu beschaffen, ist die Begebung von vereinsbezogenen Unternehmensanleihen Zahlreiche Vereine deutscher Profi-Ligen sind diesen Weg gegangen. Vielfach werden diese Emissionen im mittelfristigen Laufzeitsegment getätigt und weisen Renditen von ca. 3 % bis ca. 5 % auf (Stand: 08/2019). Unseres Erachtens müssten die Verzinsungen angesichts der Qualität und Unwägbarkeiten bei einigen dieser Papiere bei einem Vielfachen dessen liegen. Es handelt sich mitunter um Refinanzierungsmöglichkeiten für Vereine, die nur noch eingeschränkt auf Kreditlinien von Banken zurückgreifen können. Zinszahlungen sind somit eher als Naturaldividende zu sehen, die für den nächsten Stadionbesuch, Bratwurst und Kaltgetränk im Kreise Gleichgesinnter verwandt werden können.
Fazit: Sport-Aktien sind überwiegend als Fan-Artikel einzustufen
Der Sport, und insbesondere der Fußball-Sport, stellt einen intakten Wachstumsmarkt dar und wies zuletzt deutlich höhere Steigerungsraten als die Weltwirtschaft insgesamt auf. Fußballaktien führen ein Eigenleben und sind von Themen wie Brexit, Handels- und Währungskrieg, rezessiven Tendenzen und politischen Störfeuern weitgehend unberührt. Insofern können sie unkorrelierte Assets darstellen.
Gleichwohl existieren branchenspezifische Einflussfaktoren, die eine Unternehmensbewertung rein auf Grundlage etablierter Bewertungsmodelle erschweren. Der Megatrend eSports vermag Fußballvereinen i.A. einen zusätzlichen Aufmerksamkeitsschub und neue Erlösquellen zu bescheren (zu Global eSports sei auf die zahlreichen Publikationen meines Kollegen Gerd Häcker verwiesen.) Die für diese Kolumne exemplarisch herangezogene Spielvereinigung Unterhaching Fußball GmbH & Co. KGaA kann mit ihrem bodenständigen Management perspektivisch einen zweiten Blick wert sein, auch in der derzeit noch dritten Liga. Wir bei steinbeis & häcker drücken allen Münchener Teams die Daumen für einen erfolgreichen Verlauf der Saison 2019/2020.
Kolumne von Markus Merkel, Leiter Mandate und Kooperationspartner der steinbeis & häcker vermögensverwaltung in München