Geht die Party weiter oder ist jetzt Schluss?
19.12.2018
Foto: © mrpicture - stock.adobe.com
US-Nebenwerte: Lohnentwicklung im Fokus – Aktienhaussen sterben nicht an Altersschwäche
Von Thorsten Becker, Senior Fund Manager JOHCM US Small Mid Cap Equity Fund
[caption id="attachment_107487" align="alignnone" width="300"]
Thorsten Becker, Senior Fund Manager JOHCM US Small Mid Cap Equity Fund / Foto: © JOHCM[/caption]
Der Aufwärtstrend am US-Aktienmarkt seit der globalen Finanzkrise dauert bereits ungewöhnlich lange, doch Haussen sterben nicht an Altersschwäche. Häufiger ist es die Federal Reserve (Fed), die einem Aktienboom den Garaus macht, indem sie die Zinsen erhöht, um die Konjunktur zu dämpfen.
Wenn wir mögliche Fed-Maßnahmen rechtzeitig erkennen wollen, sollten wir diesmal besonders auf das Lohnwachstum achten. Trotz Vollbeschäftigung – die Arbeitslosenquote ist mit 3,7 Prozent (Quelle: US-Behörde für Arbeitsstatistik) so niedrig wie seit fast 50 Jahren nicht mehr – ist der Lohndruck schwächer, als man angesichts der Stärke der amerikanischen Wirtschaft erwarten könnte. Ich sehe dafür zwei mögliche Gründe. Der eine ist, dass die Gehaltsschecks auf Grund der Einkommensteuersenkung der Trump-Regierung höher ausfallen und die Zufriedenheit der Beschäftigten dadurch gestiegen ist. Der andere Grund könnte darin liegen, dass für viele „Millennials“ und „Knowledge Workers“ (Wissensarbeiter) Zusatzleistungen des Arbeitgebers und die eigene Job-Zufriedenheit stärker im Fokus stehen.
Solange die Löhne und Gehälter weiterhin nicht übermäßig steigen, ist die Wahrscheinlichkeit relativ gering, dass Zinserhöhungen der US-Notenbank die Hausse strangulieren. Bekanntlich sind die Zinsen gestiegen, und die Renditekurve ist in den vergangenen Quartalen flacher geworden, doch weder das eine noch das andere sollte bereits Anlass zu größerer Besorgnis sein. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist die Höhe der Zinsen (und die liegt immer noch unter dem langfristigen Normalniveau) wesentlich bedeutsamer als die Richtung der Zinsentwicklung. In letzter Zeit ist die Renditekurve auf Grund von Sorgen über das globale Wachstum flacher geworden. Eine vollständige Inversion ist aber nicht selbstverständlich, und aus der Vergangenheit wissen wir, dass bis zum möglichen Beginn einer Rezession im Durchschnitt elf Monate vergehen.
Wer befürchtet, die guten Zeiten am Aktienmarkt könnten vorbei sein, sollte auch die Ähnlichkeiten mit der Situation von 1998 bedenken. Nach Turbulenzen in Asien und den Schwellenländern kehrten viele Anleger dem Aktienmarkt damals komplett den Rücken, verpassten dann aber einen kräftigen Wiederanstieg noch im gleichen Jahr und eine starke Performance im Jahr 1999 und bis weit ins Jahr 2000 hinein. Haussen enden gewöhnlich mit einem Knall.
Es gibt nach wie vor stichhaltige Argumente, warum kleine und mittlere US-Werte, also unsere Anlageklasse, auch 2019 besser abschneiden könnten als andere Teile des Markts. Wegen der höheren Effektivbesteuerung kleinerer Unternehmen profitieren diese stärker von der Senkung der Körperschaftssteuer als große multinationale Konzerne, die ihre Gewinne leicht in Länder mit niedrigeren Steuersätzen verlagern können. Der Abbau von Bürokratie unter Präsident Trump kommt ebenfalls den kleineren Unternehmen überproportional zugute. Ein weiterer Punkt ist, dass kleinere Unternehmen von Handelskonflikten nicht so stark betroffen sind, da sie typischerweise 80-90 Prozent ihrer Umsätze in den USA erzielen. Insofern sind die Aussichten für Nebenwerte in den USA auch 2019 günstig.
Welche Zukunft den Sektoren Global Income und US-High Yield prophezeit wird, lesen Sie auf Seite 3