Für Versicherer ist das Glas halb leer

27.06.2019

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Neue Technik bietet neue Chancen

Durch Investitionen in Automatisierung, Digitalisierung und Kooperationen wollen sich die Versicherer sowohl Vorteile bei den Kosten als auch bei der Kundenzufriedenheit verschaffen. 61 % der befragten Entscheider sagten aus, dass das eigene Unternehmen eine technologische Vorreiterrolle anstreben solle. Hebel sind Robotic Process Automation, Beratung mit Unterstützung von Chatbots, Bekämpfung von Versicherungsbetrug mithilfe Künstlicher Intelligenz sowie Cloud Computing.

Zudem will mehr als jedes zweite Unternehmen mit durchgehend digitalen Prozess mehr direkte Onlineabschlüsse ermögliche und die Schaden-Kosten-Quote massiv senken. Digitale Versicherer wie One, die bis zu 60 % aller Schäden in Echtzeit regulieren, sind für die Versicherer Maßstab im Schadensmanagement. Dass mit dem Umstieg auf eine IT-Landschaft aus der Cloud Wachstumsimpulse im Vertrieb gesetzt werden können, glauben 63 % der befragten Versicherungsentscheider. Mit dieser Maßnahme möchte jeder vierte Versicherer künftig schneller und einfacher modulare Baukastenprodukte für Kunden anbieten und gewachsene Spartenstrukturen überwinden. Obwohl die digitalen Versicherer als Maßstab gelten und man von diesen viel lernen könnte, sind viele Entscheider noch zögerlich, wenn es darum geht mit diesen zu kooperieren. So halten nur 40 % der Befragten eine solche Zusammenarbeit für nützlich, noch skeptischer sind die Vermittler, bei denen nur 25 % einen Sinn darin sehen.

Der Berater bleibt wichtig

Die Studie offenbart auch, dass bei den Versicherungsvermittlern Angst vor der Zukunft besteht. So ist deren größte Sorge, dass sei von Onlineplattformen und InsurTechs ersetzt werden. Insgesamt 59 % der Versicherer und Vermittler betrachten InsurTechs als ernste Bedrohung im Kampf um Marktanteile. Dennoch halten Vermittler und Makler ihre Nähe zu den Kunden für einen wichtigen Wachstumsgaranten in der Versicherungswirtschaft. Mit Blick auf die kommenden drei Jahre sehen die befragten Versicherungsführungskräfte eine stärkere Bedeutung des Direktgeschäfts über Onlinekanäle, was auf Kosten der Vermittlerzahlen gehe. Dennoch wird der Berater nicht völlig verschwinden. Stattdessen dürften sich dessen Aufgaben verschieben. So erwarten drei Viertel der Befragten einen Hybridansatz als Beratungsmodell der Zukunft. So bleibt für viele Versicherungsprodukte der Berater unverzichtbar. Jedoch wird dieser bei der Anbahnung von Geschäft deutlich stärker als bislang durch Technologien wie Künstliche Intelligenz unterstützt. Sogar rein digitale Versicherer setzen auf die Nähe zu erfahrenen Vertriebsexperten. Beispielsweise bieten Neodigital und Wefox digitale Sachversicherungen über Makler an. Darüber hinaus unterstützt Wefox Makler mit einem digitalen Backoffice. “Wir werden erleben, wie die Versicherer mit ihrer Markenbekanntheit, Makler und Vermittler mit ihrem Vertriebs-Know-how sowie Insurtechs mit ihrer technischen Innovationsstärke deutlich enger zusammenrücken”, prophezeit Christian Diemaier. (ahu)