Flucht in Aktien!
07.11.2017
Daniel Zindstein / Foto: © Zindstein Vermögensverwaltung GmbH
Zum einen nehmen Aktienmärkte positive Entwicklungen immer zeitlich vorweg. D.h. wenn man davon ausgeht, dass auch nächstes Jahr die Konjunktur gut läuft, so ist das jetzt bereits in den Kursen eingepreist. Manchmal entwickeln die Kurse auch eine Eigendynamik (Momentum), das dann dafür sorgt, dass die Trends in die eine oder andere Richtung übertreiben. Beispiel hierfür: In der Tat berichten die Unternehmen aktuell sehr gute Unternehmensergebnisse. Die besten melden Umsatzsteigerungen von z.B. 20% und/oder Gewinnsteigerungen von 30%. Die Aktienkurse solcher Unternehmen sind jedoch manchmal in den letzten 12 Monaten bereits um 70% oder 100% gestiegen! Sind aufgrund solcher Vorschusslorbeeren im Kurs Ergebnissteigerungen von 30% als gut oder schlecht zu bezeichnen? Hat die Kursentwicklung bereits nach oben übertrieben oder spiegelt das auch 30%-ige Gewinnwachstumsraten in der Zukunft wider und hat der Kurs dann noch Potenzial? Das sind alles Fragen, die man sich in überschwänglichen Zeiten stellen sollte.
Darüber hinaus ist der Gewinn (als Basis zur Errechnung des KGV) in einer Unternehmensbilanz eine eher leicht manipulierbare Größe. Ganz im Gegensatz übrigens zum Zinssatz einer deutschen Staatsanleihe. Um den echten wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens zu messen, bietet sich der Cash-flow besser an. Dieser gibt an, um wieviel mehr Geld in ein Unternehmen geflossen ist, als daraus Auszahlungen erfolgt sind. Setzt man die aktuellen Kursniveaus des deutschen Aktienmarktes ins
Verhältnis zum Cash-flow (Kurs-Cashflow-Verhältnis KCV), dann ergibt sich mit 8,4 ein absoluter Spitzenwert, der nur im Jahr 2000 einmal erreicht wurde. Vereinfacht ausdrückt heißt das: Schaut man darauf wieviel Geld bei den Unternehmen raus- und reinfließt und setzt das was hängenbleibt ins Verhältnis zum Kurs, so sind die Unternehmen so teuer bewertet wie in der Technologie-Blase im Jahr 2000. Frühere Aktienmarkt-Korrekturen fanden bereits ab KCV-Niveaus von 7 statt (1986, 1998, 2008).
Fazit
Die Anleger an den Kapitalmärkten flüchten zur Zeit geradezu in die Aktienmärkte, da diese wenigstens noch Renditen versprechen und noch nicht ganz so extrem bewertet erscheinen. Doch eines muss klar sein: Man investiert aktuell in Zeiten der Hochkonjunktur! In der die Stimmung der Unternehmen, der Verbraucher und der Aktieninvestoren so gut ist wie noch nie oder selten zuvor. In der die Wirtschaft so stark wächst wie seit langem nicht mehr. Wo diverse Bewertungsparameter eine mindestens angespannte Situation anzeigen. Doch aktuell liegen die saisonal besten Aktienmonate vor uns. Es kann also gut sein, dass die Hausse noch weiter ins Kraut schießt und massiv nach oben übertreibt. Oftmals sind in der letzten Phase eines Bullenmarktes die höchsten Kursgewinne zu verzeichnen, da die breite Masse undifferenziert kauft und die Gier die Oberhand gewinnt. Doch genauso klar ist, dass die Fallhöhe (nicht nur bei Aktien) in künftigen Krisen oder Korrekturen zunimmt.
Marktkommentar von Daniel Zindstein, Geschäftsführer der Zindstein Vermögensverwaltung GmbH im Auftrag der German Capital Management AG (GECAM AG).