Finanzmärkte vor spannendem Jahr 2017
07.12.2016
Monica Defend
Aus unserer Sicht kommt es vor allem auf die bevorstehenden Veränderungen der internationalen Handelsbeziehungen an − eine Folge der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Selbst wenn die von Trump im Wahlkampf angekündigten protektionistischen Maßnahmen nicht in vollem Umfang umgesetzt werden, könnten die versprochenen erheblichen Infrastrukturinvestitionen und Steuerreformen den USA einen einmaligen Wachstums- und Inflationsschub bescheren. Realistisch betrachtet, dürfte der Trump-Faktor aber nur moderat ausfallen. Wenn zudem die Rohstoffpreise nicht zu stark steigen, dürfte sich der Wandel Chinas und der Emerging Markets zu stärker binnenorientierten Volkswirtschaften fortsetzen und sich vielleicht sogar beschleunigen. Nach unserer Einschätzung wird die Entwicklung im nächsten Jahr sehr stark von den USA abhängen, vor allem vom US-Dollar und den Zinsen. Wir wissen aber auch, dass die Emerging Markets heute weniger anfälliger sind als früher. Außerdem können sie dank höherer Währungsreserven und besserer Fundamentaldaten neue Herausforderungen besser meistern. Einmal mehr werden die Gewinner Länder mit mehr geld- und fiskalpolitischer Flexibilität sein, die zu Strukturreformen bereit sind. Hier setzen wir vor allem auf Asien.
Angesichts des neuen dynamischeren Umfelds bieten sich aktiven, risikobewussten Investoren folgende Themen an:
- Eine wieder höhere Inflation erfordert einen flexiblen Ansatz für Anleihen, frei von Restriktionen. Wegen des Trump-Effekts halten wir Strategien für interessant, die auf eine steigende Inflation setzen. Hierzu gibt es eine Reihe weltweit anlegender Anleihestrategien. Aus dem gleichen Grund halten wir inflationsindexierte US- und Euroraum-Anleihen für vielversprechend. Ihre Kurse spiegeln unserer Einschätzung nach noch immer eine sehr geringe Inflation wider. Wir gehen davon aus, dass die US-Zinsstrukturkurve noch steiler wird, wenn sich die volkswirtschaftlichen Fundamentaldaten verbessern − zumal auch die Fiskalpolitik expansiver werden dürfte. Wenn die Fed die Zinsen auch weiterhin nur langsam anhebt, dürften die Gewinne von US-Unternehmen steigen. Nachdem es im Energiesektor 2016 sehr viele Zahlungsausfälle gab, werden sich die Ausfallquoten jetzt vermutlich normalisieren. Dann dürften sich Unternehmensanleihen sowohl in Europa als auch in den USA besser entwickeln als Staatsanleihen. Die Erträge werden aber vermutlich nicht so hoch sein wie 2016. Loans und andere variabel verzinsliche Papiere versprechen attraktive Chancen.
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