ETFs: Doppelte Kraft voraus

27.07.2020

Dr. Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München / Foto: © Dr. Lux & Präuner

Manche Anleger geben sich nicht mit dem Einfachen zufrieden, sondern suchen nach Finanzprodukten, die ihre Renditemöglichkeiten bei gleichem Einsatz vervielfachen. Derartige Produkte arbeiten mit einem Hebel und lassen den Anleger zweifach, dreifach oder sogar noch stärker an der ursprünglichen Kursentwicklung teilhaben. Der Hebel sorgt dafür, dass die Kursausschläge sich verstärken - sei es nun aufwärts oder aber abwärts.

Auf Englisch werden diese Produkte häufig mit dem Zusatz „leveraged“ oder kurz „lev“ versehen, der auf die Hebelwirkung hinweist. Diesen Zusatz trägt beispielsweise der LevDAX, der bekannteste gehebelte Aktienindex in Deutschland. Er vollzieht die Bewegung des DAX mit zweifacher Intensität nach. Geht der deutsche Leitindex um ein Prozent nach oben, dann steigt der LevDAX um zwei Prozent - und umgekehrt.

Unter vielen verschiedenen Instrumenten, gehebelt an der Börse zu spekulieren, sind für Privatanleger vor allem ETFs geeignet. Sie verfügen über einen eingebauten Schutz, der zwar nicht vor heftigen Kurzbewegungen bewahrt, aber zumindest das Emittentenrisiko eliminiert: ETFs sind Sondervermögen, genauso wie klassische Investmentfonds. Das heißt, dass das von Anlegern eingezahlte Geld vom Kapital des Produktanbieters getrennt ist. Im Falle einer Pleite des ETF-Anbieters fällt es nicht in die Insolvenzmasse, sondern wird ausgesondert.

Dass sich ETFs mit Hebelwirkung vor allem an Privatanleger wenden, zeigt auch die Vorgabe der EU-Richtlinie UCITS: ETFs dürfen maximal mit dem Faktor zwei gehebelt sein. Extremere Multiplikatoren sind anderen Wertpapierprodukten vorbehalten. Diese Beschränkung dient ebenfalls dem Schutz der Anleger. Denn Hebelprodukte sind eine knifflige Angelegenheit. Noch leicht nachzuvollziehen ist, dass ein Investment mit dem Faktor zwei doppelte Chancen ermöglicht und doppelte Risiken birgt. Doch darüber hinaus sorgt die Konstruktion von Hebelprodukten dafür, dass sich mittel- bis langfristig deutliche Verzerrungen ergeben können.

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