ETFs: Doppelte Kraft voraus

27.07.2020

Dr. Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München / Foto: © Dr. Lux & Präuner

Grund dafür ist, dass die Verdoppelung der Performance auf täglicher Basis erfolgt. Für einzelne Tage entspricht die Hebelwirkung ziemlich exakt dem angegebenen Multiplikator. Betrachtet man jedoch die Gesamtrendite über Monate oder gar Jahre, wird dieser Faktor nicht eingehalten. Eine hundertprozentige Übereinstimmung über längere Zeiträume gibt es nicht. Ein Beispiel: Angenommen, der DAX steigt an einem Tag um zwei Prozent und fällt am nächsten um zwei Prozent. Das ganze wiederholt sich zehnmal. Nach 20 Tagen mit diesem Auf und Ab steht der deutsche Leitindex bei 99,6 Prozent seines Ausgangswert, ein Minus von 0,4 Prozent.

Der LevDAX hingegen steigt und fällt täglich abwechselnd um vier Prozent. Auch hier wiederholt sich die Prozedur zehnmal. Der gehebelte Index notiert dann am Tag 20 bei 98,4 Prozent. Das entspricht einem Verlust von 1,6 Prozent. Obwohl der LevDAX nur zweifach gehebelt ist, hat er sich im beschriebenen Szenario um den Faktor vier verändert. Über längere Zeiträume können die beiden Indizes so immer weiter auseinanderdriften.

Aus diesem Grund sind ETFs mit Hebel nur für kürzere Zeiträume empfehlenswert. Spekulieren lässt sich mit Ihnen gut, und in einem Umfeld deutlich anziehender Kurse versprechen sie einen kräftigen Renditekick. Für die langfristige Geldanlage sind sie jedoch nicht geeignet. Auch unter Kostenaspekten sollten Hebelprodukte nicht dauerhaft eingesetzt werden. Entsprechende Aktien-ETFs verlangen 0,30-0,75 Prozent pro Jahr als Verwaltungsgebühr. Damit sind sie rund dreimal so teuer wie ihre herkömmlichen Pendants. Außerdem erfordern Hebelprodukte eine intensivere Betreuung als die meisten anderen Wertpapiere. Wegen ihrer starken Kursbewegungen ist es angebracht, ihre Entwicklung aufmerksam zu verfolgen. Wichtig ist zudem, dass Investoren planvoll mit den Produkten umgehen. Das Anlageziel sollte klar sein und eine bestimmte, zeitlich begrenzte Idee vorhanden sein.

Unser Rat: Anleger, die ihr Geld gehebelt anlegen, müssen sich der Gefahren bewusst sein: wer mit Multiplikator auf steigende Kurse setzt, wird empfindlich getroffen, wenn die Märkte einbrechen. Hebelprodukte richten sich an sehr risikobewusste, aufgeklärte und eher kurzfristig orientierte Anleger.

Kolumne von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München

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