ETFs: Checkliste für Käufer

25.09.2023

Dr. Marc-Oliver Lux - Foto: © Lux & Präuner GmbH & Co.KG


Die Zeiten, als es sich bei den passiven Indexfonds (ETFs) um leicht verständliche Produkte handelte, sind passé. Auf folgende Kriterien sollten Sie beim Kauf von ETFs achten.

1. Indexkonstruktion

Um dem üblichen Wunsch nach Diversifikation gerecht zu werden, empfiehlt es sich, einen Index zu wählen, in dem das Anlageportfolio idealerweise breit gestreut ist. Da sich jeder Index unterscheidet, sollte man den Mechanismus des Referenzwertes genau verstehen, um unerwünschte Überraschungen zu vermeiden. Klumpenrisiko: ETF-Portfolios, die nicht breit streuen, setzen sich einem sogenannten Konzentrations- oder Klumpenrisiko aus. Vereinfacht gesagt: Je stärker sich der Anteil der im Portfolio versammelten Wertpapiere auf einzelne Aktien oder Sektoren beziffert, desto höher fällt das Risiko einer "Fehlinvestition" für Anleger aus. Themen-ETFs konterkarieren daher die Idee einer breiten Diversifikation. Indexbreite: Je breiter ein Index aufgebaut ist – also je größer die Anzahl der enthaltenen Werte und je gleichmäßiger die Gewichtung der einzelnen Werte ist –, umso besser ist das Risiko gestreut. Eine breite Streuung bietet beispielsweise der MSCI World Index mit knapp 2.000 Werten beziehungsweise für deutsche Werte der MSCI Germany mit aktuell 56 Werten (zum Vergleich: 40 Werte im DAX).

2. Replikationsmethode

Um die Indexrendite im ETF möglichst genau abzubilden, werden verschiedene Methoden verwendet:

  • physisch replizierende ETFs: Am simpelsten ist die vollständige Replikation; hier wird einfach in alle im Index enthaltenen Werte investiert. Für Indizes mit einer enormen Vielzahl an Titeln oder mit weniger liquiden Wertpapieren wird stattdessen häufig ein Sampling-Verfahren verwendet. Dabei kauft der ETF-Anbieter nur einen ausgewählten Aktienkorb, der im Idealfall das identische Risiko-Rendite-Profil wie der zugrundeliegende Index aufweist. Diese Methode funktioniert gut unter normalen Marktbedingungen. In einem schwierigen, volatilen Marktumfeld halten die statistischen Attribute jedoch nicht immer der Realität stand. Dann bringt der Sampling-Ansatz einen höheren Tracking Error mit sich als ursprünglich erwartet. Auf gut Deutsch: Der ETF-Kurs sinkt eventuell stärker als der Index – und genau das wollen Anleger ja vermeiden.
  • synthetisch replizierende ETFs: Hier wird der Referenzindex mit Hilfe eines Swap-Geschäfts mit einer Gegenpartei abgebildet. Über den Swap wird die Rendite eines vordefinierten Wertpapierkorbs gegen die Rendite des Referenzindex getauscht. In den meisten Fällen reduziert die synthetische Replikation die Kosten und den Tracking Error. Hinzu tritt aber ein Kontrahentenrisiko, falls die Gegenpartei insolvent geht und ihre Verbindlichkeiten gegenüber dem ETF nicht erfüllen kann.

3. Ertragsverwendung

Wie auch bei Investmentfonds gibt es thesaurierende oder ausschüttende ETFs. Bei einem thesaurierenden ETF werden die anfallenden Zinsen oder Dividenden direkt in den ETF reinvestiert. Bei einem ausschüttenden ETF werden die angefallenen Erträge an den Anleger ausbezahlt.

4. Größe und Liquidität

Das zentrale Qualitätsmerkmal von Wertpapiermärkten ist ihre Liquidität. Da ETFs in der Regel an der Börse gehandelt werden, bezahlen Anleger neben Odergebühren auch eine sogenannte Geld-Brief-Spanne (Spread). Je etablierter ein ETF ist, desto besser ist das Produkt bei Investoren eingeführt. Dies führt dann oft zu einem hohen Fondsvolumen, einer höheren Liquidität und damit zu geringeren Spreads. Die meisten Experten gehen davon aus, dass erst ab einem Fondsvolumen von mindestens 50 Millionen Euro ein ETF wirtschaftlich betrieben werden kann. Bei einem Fondsvolumen von mehr als 100 Millionen Euro gilt die Wirtschaftlichkeit als so gut wie gesichert.

5. Kosten

ETFs sind in der Regel deutlich günstiger als aktiv gemanagte Investmentfonds, weil die Bezahlung eines Fondsmanagers entfällt. Die ausgewiesene Gesamtkostenquote (TER - Total Expense Ratio) repräsentiert jenen Teil der Kosten, die jährlich vom Anbieter für die Indexnachbildung dem ETF entnommen wird. Nicht in der TER enthalten sind jedoch die Handelskosten, die aufgrund der Geld-Brief-Spanne (Spread) entstehen. Diese wird bei allen Börsengeschäften berechnet und ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Darüber hinaus kann die Methode der Indexabbildung eines ETFs auch ein entscheidender Grund für eine Abweichung vom Zielindex sein und damit ungewollte Kosten verursachen. Auch bei einer Umgewichtung des Index aufgrund von Fusionen, Pleiten oder Übernahmen können gerade bei physisch replizierenden ETFs zusätzliche Kosten entstehen, um den ETF mit dem Index wieder in Einklang zu bringen. Sie spiegeln sich letztendlich in einer größeren Abweichung zur Rendite des Zielindex wider.

6. Tracking-Qualität

Das Ziel eines ETFs ist zwar die möglichst exakte Abbildung seines Referenzindex, in der Praxis gelingt dies aber nie vollständig eins zu eins – ein Fehler, der als "Tracking Error" bezeichnet wird. Die Höhe des Tracking Errors hängt dabei nicht nur von der Expertise des einzelnen ETF-Anbieters ab, sondern zum Großteil auch von der Art der Indexnachbildung. Synthetisch replizierende Fonds weisen häufig einen geringen Tracking Error auf, relativ zu physisch replizierenden ETFs.

Unsere Einschätzung: ETFs sind eine kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Investmentfonds, die zudem häufig schlechter abschneiden als Ihre Indexpendants.

Kolumne von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG