Endzeitstimmung?

28.02.2019

Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln / Foto: © Portfolio Concept

Panik und Gier liegen eng beisammen

Hinzu kommt eine starke Grundnervosität der Marktteilnehmer. Panik und Gier liegen in einem solchen Umfeld eng beisammen. Die Stärke und die Abfolge von Kursschwankungen haben sehr stark zugenommen. Die Stimmung am Markt kann schnell kippen. Die politischen Unsicherheiten in manchen Regionen haben zugenommen und verstärken diesen Effekt zusätzlich. Ein unbedachter Tweet von US-Präsident Donald Trump reicht bereits aus, um die Kurse massiv nach oben oder unten zu drücken. Verstärkt wird diese labile Gemengelage durch zunehmend computergestützte Handelssysteme, wo automatische Stopp-Loss-Kurse ausgelöst werden und jeden Kurssturz und -anstieg massiv verstärken. Die vom Börsenaltmeister André Kostolany aufgestellte Regel, „Aktien kaufen und schlafen legen und wenn man wieder aufwacht, hat man Geld verdient“, gilt in diesen Tagen so leider nicht mehr.

Kein leichtes Umfeld für Anleger

Für Anleger ist das kein leichtes Umfeld. Denn in dieser schnelllebigen Zeit müssen Portfolios regelmäßig überprüft und zumindest in Teilen immer wieder angepasst werden. So können Unternehmen, die heute angesagt sind, schon morgen eine wichtige Entwicklung verpassen und im Extremfall vom Markt verschwinden. Die Digitalisierung schafft ganz neue Geschäftsfelder, fordert aber auch ihren Tribut von etablierten Geschäftsmodellen. Es ist eine Herausforderung, ein solches Wertpapier-Portfolio aufzubauen, mit dem man in jedem Umfeld ruhig schlafen kann. Entscheidend ist es, ein langfristig ausgerichtetes und breit gestreutes Portfolio zu entwickeln, das den eigenen Anlagezielen und der individuellen Risikoneigung entspricht. Denn wer ein robustes Portfolio hat, der kann auch kurzfristige Kursturbulenzen sehr viel gelassener überstehen.

Die Niedrigzinsphase wird noch lange anhalten

Allerdings sollten Sparer sich auch damit abfinden, dass die derzeitige Phase der Niedrigzinsen noch lange anhalten wird. Wer darauf wartet irgendwann einmal wieder einen risikolosen Zins zu vereinnahmen, wird vermutlich enttäuscht werden. Zusätzlich bedroht eine zunehmend steigende Inflation das Geldvermögen. Nur wer bereit ist sein Kapital zu investieren, wird es langfristig erhalten können. Allerdings ist es unumgänglich, dass man einen ausreichend langen Anlagehorizont auswählt. Je länger die derzeitige Rally dauert, desto mehr Anleger steigen ein, kaufen und befeuern die Rallye so weiter. Das ist ein schöner Kreislauf, vor allem für die Investoren die zeitig die Zeichen der Zeit erkannt haben. Allzu lange sollten potentielle Investoren jedoch mit einem Einstieg in den Markt nicht mehr warten. Schließlich ist in spätestens ca. 600 Millionen Jahren Schluss.

Kolumne von Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln