Einzelhandelsmarkt polarisiert sich

29.01.2020

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"Diese Ergebnisse unterstreichen die Polarisierung im deutschen Einzelhandel. Es ist ein gutes Beispiel für den Sinn der mittlerweile fünften Auflage unserer Studie: die dringend benötigte Klarheit für unsere eigenen unternehmerischen Entscheidungen, wie auch für die erfolgreiche Gestaltung der Stadt von morgen zu schaffen", stellt Florian Lauerbach fest, Geschäftsführer der ILG, die die Studie gemeinsam mit HBB in Zusammenarbeit mit der BBE Handelsberatung und dem German Council of Shopping Places durchgeführt. Der thematische Schwerpunkt lag dieses Mal auf Mixed-Use.

"Mixed-Use-Objekte gewinnen zunehmend an Bedeutung, denn Konsumenten möchten möglichst bequem alles an einem Ort bekommen. Entsprechend haben wir hier den Fokus der Mieterbefragung gesetzt", ergänzt Harald Ortner, Geschäftsführer der HBB. "Wenn es um sinnvolle Nutzungskopplungen unter einem Dach geht, führt kein Weg an der Meinung der betroffenen Mieter und dem Menschen als Treiber aller Veränderungen vorbei."

Food bleibt gefragt

Egal wie schlecht die wirtschaftliche Lage ist: Gegessen wird immer, weshalb Lebensmittelhändler konjunkturunabhängig sind. Das wird auch von den Einzelhändlern geschätzt, von den 76 % die Lebensmittelbranche als favorisierten Ankermieter bezeichnen. Jedoch ist die Dominanz nicht mehr so stark ausgeprägt wie in der Vorjahresumfrage, als noch 82,8 % der Befragten Lebensmittelhändler als Ankermieter favorisierten. Ebenfalls wenig konjunkturabhängig sind Drogeriemärkte, denn auch auf Zahnpasta und Co. kann man in wirtschaftlich schweren Zeiten nur schlecht verzichten. In der Gunst der Einzelhändler sind diese Märkte jedoch deutlich gesunken: Während in den Vorjahresuntersuchung noch 48,4 % Drogeriemärkte als Ankermieter schätzen, waren es 2019 gerade mal noch 32,3 %. Auch die konjunkturanfälligere Branche der Textilien ist als Ankermieter weniger gefragt: Nur noch 33,3 % der Einzelhändler schätzen Unternehmen dieser Branche als Ankermieter, 5,2 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Auch die Gastronomie verliert als Ankermieter an Bedeutung: Waren es 2018 noch 30 % der Unternehmen, die Restaurants als Ankermieter präferierten, waren es 2019 nur noch 28,1 %, die so antworteten. Am stärksten in der Gunst eingebüßt haben hingegen die Bereiche Elektro/ Unterhaltungselektronik (von 36,9 % 2018 auf 17,7 %), Baumärkte (von 18 % auf 4,2 %) und Schuhe (von 18 % auf 8,3 %). Ohnehin gelang es keiner einzigen Branche im Jahr 2019 eine höhere Gunst als Ankermieter zu genießen als 2018 (bei dieser Frage waren pro Teilnehmer bis zu 3 Antworten möglich)

Die größten positiven Synergieeffekte versprechen sich sowohl Food- wie auch Non-Food-Mieter von anderen Einzelhändlern (Food: 69,6 %, Non-Food: 84,7 %). Bei Food-Händlern folgen Dienstleister mit 56,5% sowie gleichauf mit jeweils 43,5 % Gastronomie und Wohnen. Non-Food-Händler bevorzugen hingegen Gastronomie (50,8 %) und Dienstleistungen (25,4 %).

"Es zeigt sich ein klarer Trend bei Food wie Non-Food-Mietern - Solitärstandorte sind weniger beliebt als im Vorjahr, dagegen gewinnen gemanagte Standorte wie Fachmarktzentren und Shopping Center an Beliebtheit. Dabei schätzen die Einzelhändler vor allem die Optimierung der Nebenkosten, die effektive Steuerung des Werbebudgets und das Eingehen des Verwalters auf individuelle Bedürfnisse", erklärt Joachim Stumpf, Geschäftsführer der BBE.

Konkret bevorzugen 36 % der Food- und 40 % der Non-Food-Händler derart gemanagte Agglomerationen. Im Vergleich zu den Vorjahren stellt das für beide Mietergruppen eine Steigerung dar (von 16 % im Food-Bereich und von 29 % im Non-Food-Bereich).

Die komplette Studie können Sie hier herunterladen. (ahu)