Eine Soap der Notenbanken
05.09.2017
Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.
Jetzt steht mal wieder die Erhöhung der Kreditobergrenze an, die, wie schon 75-mal vorher (Comedy verdächtig), sicher auch erhöht werden wird. Außer: Man sieht darin die Chance, den Präsidenten wieder los zu werden. Die Niedrigzinsen sind somit keine kurzfristige Maßnahme mehr zur Ankurbelung der Konjunktur, sie sind ein absolutes Muss. Nicht auszudenken, wenn die „Mutter aller Blasen“ platzen würde. Die Märkte wären bei zusätzlich etwa 750 Bill. Derivateprodukten nicht mehr zu bändigen. Zinswende? Nein. Eher Minuszinsen für alle, einhergehend mit einem Bargeldverbot. Ein solches System steht auf tönernen Beinen.
Finanziell unkalkulierbar bleiben die geopolitischen Risiken: Flüchtlingskrise, Terror, aber auch das Eskalieren der Machtgehabe von Trump, Kim und Erdogan. Dagegen ist der „böse“ Putin ein Waisenknabe. Auch Trumps „America first“ nimmt selbstzerstörerische Züge an. Mit allen negativen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Das Notenbank-Ziel „höhere Inflation“ hat er schon erreicht. Allerdings nur beim Personal-Karussell. Top-Berater werden dieses Himmelfahrtskommando sicher nicht annehmen. Die Qualität der Präsidentenberater wird daher tendenziell weiter abnehmen.
Die Kapitalmärkte wiegen sich in trügerischer Sicherheit. Obwohl von den Investitions- und Steuersenkungsversprechen von Trump nichts, aber auch gar nichts auch nur begonnen wurde, springen die US-Aktienindizes von Hoch zu Hoch. Die Aktienkäufe sind dort weiterhin mit Rekordhohen 549 Mrd. Kredit finanziert. Aber auch der V-DAX zeigt trotz 900 Punkte Kursverlust seit dem Juni Hoch keinerlei Bedenken (V-DAX 16). Auch, dass sich der Euro seit Jahresbeginn um ca. 14 Prozent verteuert hat, bereitet keine Sorgen und macht den ohnehin problematischen Peripheriestaaten offenbar keine Probleme?
Oder dass die FED in 85 Prozent der Börsensitzungen am Aktienmarkt aktiv ist, die Nationalbank der Schweiz ca. 80 Mrd. in US-Aktien investiert hat und auch die EZB über Aktienkäufe nachdenkt…? „Null Problemo“ würde Alf, der Außerirdische, jetzt sagen. Andere halten die EZB mittlerweile angesichts der zum Teil Bonität schwachen Anleihen im Portfolio sogar für den größten Hedgefonds der Welt. Da hat mittlerweile sogar das Verfassungsgericht Bedenken mit der Rechtsmäßigkeit. Aber wie eigenständig ist dann der EuGH?
Die absolute Idiotie kam jüngst durch den „Spiegel“ und dem Buch „Die Target-Falle“ (Prof. Hans-Werner Sinn) ans Tageslicht. Die EZB kaufte Portugal-Anleihen aus den Kriegsjahren (1940-43) in Euro (??????) und einer Laufzeit bis ins Jahr 9999 (Restlaufzeit 7.982 Jahre). Wie sagte schon Kenneth Galbraith einmal: Es liegt in der Natur des Kapitalismus, dass es periodisch zu Ausbrüchen des Wahnsinns kommt.
Der Kapitalanleger kann sicherlich nicht viel an dieser Politik ändern. Aber er wird nicht umhinkommen, sein Vermögen auf alle Eventualitäten vorzubereiten: Schuldenfreie, selbstgenutzte Immobilie, Kredite tilgen bzw. reduzieren, Liquidität halten (Bargeld), Aktien hoher Qualität (die Néstle´s dieser Welt) und einen sinnvollen Anteil Edelmetalle (zum Teil physisch), der insgesamt bis 20 Prozent liegen kann. Alles auch dann eine Erfolg versprechende Strategie, wenn das System am Laufen gehalten werden kann.
Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH