Eine bessere Führungskraft dank Burnout

04.05.2021

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Aber nochmal zurück zum Anfang. Was waren denn die Hinweise, die ich hätte erkennen können, in den Jahren vor dem Burnout:

• Ich fand nur noch im Kopf statt. Alles wurde gedacht, nichts gespürt oder gefühlt. Daher hatte ich auch das Gefühl, nichts richtig genießen zu können. Ich habe doch alles, warum bin ich dann eigentlich nicht richtig glücklich? • Zudem wurde ich zunehmend ungeduldiger und reizbarer. Beim Spielen mit den Kindern z. B. ging mir alles zu langsam. Auch konnte ich nicht mehr abschalten. Ob am Abend, am Wochenende oder im Urlaub. Ich fühlte mich einfach nicht mehr erholt nach einer Pause. Ich war im Dauerstress. Aber das war mir nicht bewusst, da ich ja die Verbindung zu meinen eigenen Bedürfnissen komplett verloren hatte.

Ich kann heute nur jedem empfehlen, der ein ähnliches Gefühl mit sich herumträgt, sich das genauer anzusehen. Es geht ja nicht darum, gleich den Job aufzugeben. Sondern einen Prozess in Gang zu setzen, der dich wieder zurückführt zu einem Leben in Balance, Zufriedenheit und Gesundheit. Was du brauchst, sind Impulse dafür, Dinge zu probieren. Sprich mit Menschen, die Kontakt mit dem Thema haben oder hatten. Auch wenn du es wahrscheinlich nicht mehr hören kannst, aber früher oder später geht es um das Thema Achtsamkeit. Eigentlich ganz logisch: wie soll man denn etwas genießen können, wenn man es nicht schafft, voll im gegenwärtigen Moment zu sein. Wann hast du das letzte Mal beim Essen wirklich genau hingeschmeckt, was du da isst? Mein damaliger Ansatz: „Augen zu und durch“ ist sicherlich eine Strategie. Aber das kann sehr schmerzhaft werden. Es muss ja auch nicht Burnout sein. Ich sage nur so viel: Meine Blutwerte zeigten, dass mein Immunsystem durch den Stress absolut im Keller war. Mit anderen Worten: Tür und Tor waren offen für eine schwere körperliche Erkrankung – so gesehen hatte ich damals wirklich Glück.

Es gibt viele Menschen um dich herum, denen es (auch) nicht gutgeht. Man kommt schnell dahinter, wenn man etwas von sich preisgibt. Das öffnet Türen, die vorher geschlossen waren. Klar ist damit ein Risiko verbunden, aber ich kann mich an keinen Fall erinnern, bei dem ich dabei enttäuscht wurde. Ich hatte schon ein Gespür dafür, wem ich mich öffnen konnte und wem besser nicht.

Maßt euch kein Urteil über andere an. Ich war mir sicher, dass mir so etwas wie ein Burnout nicht passieren kann. Man muss nur wirklich wollen, dann geht es auch. Stimmt nicht. Das fühlt sich an, als ob dir jemand den Stecker gezogen hat und nichts geht mehr. Und noch einer: Ein Burnout ist nicht notwendigerweise das Ende einer Karriere. Zumindest nicht bei mir. Ich genoss damals großes Vertrauen meiner Vorgesetzten und sie setzten weiterhin auf mich. Ich denke, ich habe das Vertrauen zurückgezahlt. Also, schreibt die Leute, die durch so eine Krise gegangen sind, nicht gleich ab. Vielleicht sind sie ja nachher sogar stärker. In diesem Sinne: Achtet auf euch und hört mal genauer hin….

Autor: Uld Kepper, Management Consultant, Mentor und Sparringspartner