Ein Meilenstein für die MIG-Fonds

18.06.2020

Kristian Schmidt-Garve, General Partner und Vorstand der MIG Verwaltungs AG / Foto: © MIG

finanzwelt: Sind weitere Exits in der Planung?

Schmidt-Garve: Derzeit halten die MIG-Fonds Beteiligungen an 26 jungen, vielversprechenden Unternehmen. Unserer Portfoliofirmen bewegen sich im Bereich der Hightech, die disruptive Marktveränderungen anstreben. Diese Deeptech-Ansätze besitzen ein überdurchschnittlich großes Potenzial und können in der Post-Corona-Zeit besonders attraktiv sein. Bei einigen unserer Beteiligungsfirmen sind wir deshalb in spannenden Gesprächen und Prozessen, die im Verkauf unserer Beteiligung beziehungsweise des Gesamtunternehmens münden könnten. Die aktuelle Wirtschaftslage, bedingt durch die Corona Pandemie, hat in den vergangenen Monaten die Fahrpläne jedoch verändert. Wir erwarten im zweiten Halbjahr eine langsame Rückkehr zur Normalität und damit auch wieder zu der Möglichkeit, M&A-Transaktionen realisieren zu können. Wir müssen aber wie die meisten Marktteilnehmer die Entwicklungen der kommenden Monate abwarten.

finanzwelt: Corona, wie anfangs erwähnt, hat die Welt verändert. Inwiefern trifft dies auch auf die Venture Capital-Branche zu? Schmidt-Garve» Die VC-Branche ist wie die meisten Wirtschaftssektoren massiv durch die Pandemie betroffen. Einzelne VC-Gesellschaften haben beispielsweise Probleme, ihre Fonds zu schließen, da einige Investoren kurzfristig ausfallen. Hier hat das Bundeswirtschaftsministerium über die KFW Programme initiiert, die Abhilfe schaffen sollen. Es bleibt abzuwarten, ob und in welchem Ausmaß diese Programme greifen. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie betreffen aber natürlich auch die Geschäftsmodelle im Einzelnen, in denen VC-Investoren engagiert sind. Wir sehen beispielsweise in unserem Portfolio sehr unterschiedliche Entwicklungen. Beteiligungsunternehmen mit digitaler Ausrichtung können möglicherweise durch die stärkere Ausrichtung der Wirtschaft auf neue Kommunikationsformen profitieren. Auch für KI-orientierte Start-ups kann die aktuelle Krise nicht nur eine Herausforderung, sondern eine echte Chance sein. Dasselbe gilt für Apps im Bereich der Gesundheit und der Telemedizin. Eine weitere Beobachtung ist, dass in der Entwicklung tätige junge Unternehmen in der Regel weniger von den Folgen der Pandemie betroffen sind, da ihr Fokus noch mehr nach innen als auf Kundenbeziehungen ausgerichtet ist. Start-ups, die bereits Vertriebswege erschlossen haben und damit Umsätze generieren, sind hingegen stärker betroffen, vergleichbar mit klassischen arrivierten Marktteilnehmern. Die Corona Pandemie wird also eine Reihe von sehr differenzierten Auswirkungen auf die VC-Branche und Start-up- Szene haben, die heute in ihrer Gesamtheit jedoch noch nicht abzuschätzen sind. (ah)