Ein alter Bekannter und zwei junge Wilde

26.04.2019

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Die (noch) unbekannten Edelmetalle

Edelmetall: Bei diesem Begriff fallen meistens Gold, Silber und Platin ein. Palladium dürfte dabei wohl eher weniger in Sinn kommen. Sicherlich hängt es damit zusammen, dass das silbrige Metall nach seiner Entdeckung im Jahr 1803 ein über 200-jähriges Schattendasein führte. Zumindest in der Industrie und in bei Edelmetallexperten hat sich das im Jahr 2010 aber schlagartig geändert: Für die Entwicklung eines Verfahrens, das mit Hilfe von Palladium effiziente Wege ermöglicht, Kohlenstoffatome zu komplexen Molekülen zu verbinden, erhielten damals zwei japanische Chemiker gemeinsam mit einem US-Kollegen den Nobelpreis für Chemie. In der Folge ist der Palladiumpreis deutlich nach oben gegangen und liegt seit September 2018 über der Marke von 1.000 Dollar je Feinunze. Inzwischen wurde sogar die Marke von 1.500 Dollar je Feinunze überschritten. „Über viele Jahre kostete Palladium in der Regel die Hälfte weniger als Platin. In den letzten 18 Monaten hat sich das geändert und Palladium kostet heute um 50 % mehr als Platin“, so Ulrich Bock über die Entwicklung der Preise der beiden chemisch ähnlichen Metalle. Diese Ähnlichkeit macht die beiden Stoffe substituierbar. So werden beide Metalle beispielsweise für Abgaskatalysatoren genutzt. „Viele Unternehmen haben vor einigen Jahren damit begonnen, Platin durch das billigere Palladium zu ersetzen, um die Produktion zu verbilligen“, erklärt Ulrich Bock. Da nun Palladium wesentlich teuer ist als Platin, könnte sich die Situation aber wieder umdrehen. „Palladium ist heute um so viel teurer als Platin, dass wir erwarten, dass Unternehmen auf breiter Front Platin statt Palladium ordern werden“, prognostiziert der Edelmetallexperte.

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Goldpreis und Palladiumpreis in $/ Feinunze/ Quelle: Thomson Financial[/caption]

In der christlichen Zahlensymbolik ist Sieben die Zahl der Vollkommenheit (nicht umsonst hat die Woche sieben Tage). Im Bereich der Edelmetalle ist aber die Zahl der Vollkommenheit die Acht, denn so viele gibt es davon. Das achte und damit letzte Edelmetall des Periodensystems ist Osmium. Das zu den Platinmetallen gehörende Edelmetall ist erst seit 2014 handelbar und deshalb auf dem Markt noch größtenteils unbekannt. Das könnte auch daran liegen, dass Osmium das seltenste aller Edelmetalle (Jahresförderung: ca. 360 kg) ist – und gleichzeitig das teuerste: Es kostet pro Gramm (!) mehr als 1.100 Dollar. Und dieser Preise dürfte in den nächsten Jahren weiter steigen, denn nur 2 m³ Osmium stehen weltweit zum Abbau zur Verfügung. Diese Menge wird sich auch nicht wesentlich erhöhen, denn es kann in der Regel nicht in den Rohstoffmarkt zurückgeführt werden. Während Gold und Silber einfach eingeschmolzen werden können, muss Osmium im Recycling aufwendig wieder kristallisiert werden. Im Anlagemarkt wird Osmium als Generationenmetall bezeichnet, denn es gehört zu den Metallen, deren Potenzial gleichzeitig mit der Preisvolatilität so hoch ist, dass sie für die nächste Generation gekauft werden. Für Osmium-Anleger, die von den hohen, zukünftig möglichen Erträgen profitieren möchten, ist deshalb ein langer Anlagehorizont wichtig.

Das (noch) günstige Edelmetall

Während Gold aufgrund seiner einmaligen Farbe leicht zu identifizieren ist, wird es bei anderen Edelmetallen schon deutlich schwieriger: Sowohl Platin, Palladium, Osmium als auch Silber sind farblich sehr ähnlich und für den Laien wohl kaum mit bloßem Auge auseinander zu halten. Silber unterscheidet sich aber vom Wert her deutlich von den anderen drei Edelmetallen: So müssen für eine Unze Silber „nur“ ca. 15 Dollar gezahlt werden – viel zu wenig, wie Julius Leinenweber findet, weshalb er Anlegern rät, Silber in ihre Portfolien auf-zunehmen. „Sinnvoll wäre auch, Silber beizumischen, denn Silber ist extrem unterbewertet.“ Der Silberpreis ist vor allem deshalb deutlich geringer als der Preis für Gold, Platin und Palladium, weil die Förderung deutlich höher ist. So werden jährlich ca. 25.000 Tonnen Silber gefördert, von Gold sind es nur ca. 3.000 Tonnen und von Platinmetallen (dazu zählen neben Platin und Palladium und Osmium noch Ruthenium, Rhodium und Iridium) insgesamt nur ca. 500 Tonnen jährlich. Auch Ulrich Bock glaubt, dass bei Silber, ebenso wie bei Platin, noch deutlich Luft nach oben besteht: „Silber und Platin können um 50 % steigen, um ihr langfristig adäquates Niveau zu erreichen. Bei geopolitischen Krisen oder einem Börsencrash können sie auch mehr als das erreichen.“ (ahu)