Dieses Mal wird alles anders

05.02.2021

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Die Preisaufschläge beim Endprodukt sollten die logische Folge sein. Die „Nachholeffekte nach der Pandemie tun ein Übriges. Man kann einigermaßen sicher sein, dass die Notenbanken die Zinsen nicht kräftig anheben werden (können). Das größte Risiko für alle Märkte wäre, wenn die Zinsen am Kapitalmarkt trotzdem steigen, weil die Teilnehmer steigende Risiken und höhere Inflation erkennen.  Fast alle Marktteilnehmer „liegen“ falsch. Ab einer Zinssteigerungsgröße von X werden sie das Wachstum negativ beeinflussen, sich dadurch Anzahl und Abschreibungssummen der Insolvenzen erhöhen, die Immobilienmärkte schwächeln, die Möglichkeit einer Bankenkrise diskutiert werden. Dann könnte aus der „Gier“ der Anleger von heute schnell „Angst“ werden.

Ein Wort noch zum sieben wertvollsten Unternehmen der USA: Tesla. Für die Gewinnschätzung 2022 ist die Aktie mit einem komfortablen KGV von 143 ausgestattet. Gemäß einer Berechnung von Torsten Ewert bewertet die Börse (Kurs 850 Dollar) jedes in 2020 produzierte Auto mit 1,3 Millionen. Bei traditionellen Herstellern liegt dieser Wert bei etwa 10.000. Überspitzt gesagt: Wenn wir unserer demnächst auf die Welt kommenden Enkelin eine Tesla-Aktie zur Geburt schenken, das E-Auto sich tatsächlich in Zukunft durchsetzt und Tesla dann das weltweit führende E-Auto-Unternehmen ist, wird unsere Enkelin am Tage ihrer Volljährigkeit feststellen, dass die aktuelle Bilanz vom Jahre 2038 den Kurs von 2021 substanzmäßig rechtfertigt.

Auch beim „neuen“ DAX-Wert Delivery-Hero lauten die Prognosen EPS für 2022 noch immer auf Minus. Bösartig könnte man jetzt behaupten, das ist eine gute Voraussetzung, dass sich der Aktienkurs noch einmal verdoppeln könnte. Wer vor den Gefahren dieser Entwicklung warnt, hat keine Phantasie und wird gerne als „Verschwörungstheoretiker“ eingeordnet. Aber schon in Zeiten des „Neuen Marktes“ war meine Meinung, dass es nicht sein kann, dass ein Unternehmen 10 Millionen Umsatz generiert, damit 20 Millionen Verlust erwirtschaftet und an der Börse mit 1 Milliarde bewertet wird. Wenn ich mich heute ähnlich äußere, werde ich oft belächelt. Denn dieses Mal ist ja alles ganz anders.

Kolumne von von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH

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