Die Woche der „Trumpisten“

08.03.2018

Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH / Foto: © Portfolio Concept

China und die Europäische Union drohen mit einer Politik der Nadelstiche, um ihre Industrien zu schützen. So sollen Produkte, die für einige wichtige Republikaner wirtschaftlich interessant sind, mit Strafzöllen belegt werden. So etwa Harley-Davidson mit Sitz in Wisconsin, der Heimat des Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses Paul Ryan und Bourbon-Whiskey mit vorwiegender Produktion in Tennessee und Kentucky, Wahlkreis des Mehrheitsführers im Senat, Mitch McConnell. Beide Produkte stehen auf der Liste mit Gegenzöllen der EU. Offensichtlich zeigen die Drohungen Wirkung. Paul Ryan hat den Präsidenten öffentlich von den Strafzöllen abgeraten.

Viele Republikaner befürchten zudem, dass negative Auswirkungen auf die Wirtschaft auch politische Folgen haben könnten. Ein drastischer Einschnitt im US-Wirtschaftswachstum könnte die Republikaner so die Mehrheit im Repräsentantenhaus kosten, da deren Wahlkampf bei den im November anstehenden Halbzeitwahlen auf die positive wirtschaftliche Entwicklung des Landes ausgelegt werden soll. Außerdem verstoßen Zölle gegen die Grundphilosophie der Republikanischen Partei, das freie Spiel der Wirtschaftskräfte so wenig wie möglich zu beeinflussen.

Leider hat sich Trump bereits in der Vergangenheit als extrem beratungsresistent gezeigt und auf Grundsätze im Allgemeinen und vor allem auf die seiner Partei gibt er sowieso nicht sehr viel. Jedoch wächst mittlerweile auch der Widerstand in der US-Wirtschaft. Führende Vertreter von Brauereien, Getränkedosen-Herstellern, Ölindustrie und Autobauern haben ihre Abneigung von Trumps Plänen öffentlich kommuniziert.

Aber nicht nur in den USA, auch in Europa sorgen Populisten an diesem Wochenende für Unruhe. In Italien gehen die Fünf-Sterne-Bewegung und die weit rechtsstehende "Lega" als Sieger aus den Parlamentswahlen hervor. Allerdings kann keiner der siegreichen Parteienbündnisse alleine regieren. Sowohl die rechtsextreme Lega als auch die populistische Fünf-Sterne-Bewegung haben Anspruch auf die Regierungsbildung angemeldet. In Italien sieht es nach einer längeren politischen Hängepartie aus. Stillstand und Unsicherheit sind nicht unbedingt nach dem Geschmack der Finanzmärkte. Allerdings ist die derzeitige Situation für Italien nicht völlig ungewöhnlich

Entsprechend unbeeindruckt zeigt sich denn auch der Dax von dem Ergebnis der Italienwahl. Seit Freitag hat der deutsche Leitindex um beachtliche 300 Punkte zugelegt. Im Moment scheint sich die Laune gedreht zu haben. Es sind vor allem die Schnäppchenjäger, die wieder beherzt zugreifen und den Markt stabilisieren. Sicherlich hat auch geholfen, dass Trumpisten unter den SPD Mitgliedern keine große Rolle spielen. Nach dem lange erwarteten und positiven Mitgliederentscheid der SPD, kann die neue „Große Koalition“ in Deutschland endlich wieder ihre Arbeit aufnehmen.

So langsam endet die Woche der Trumpisten und es scheint so, als wenn es ein versöhnliches Ende werden wird. Auch in den USA hat der Dow Jones am Montag wieder zugelegt. Offensichtlich wird auch im Weißen Haus nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Zwar ist noch nicht klar, was aus der Drohung von Trump letztlich wird, aber mittlerweile überwiegt die Hoffnung, dass sich die gemäßigten Kräfte in den USA durchsetzen und das Schlimmste verhindern.

Trump sollte es einfach mit dem ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer halten, dem man häufig politische Wankelmütigkeit unterstellte. Er sagte: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden." Zugegeben, für Trump und andere Trumpisten ist Weisheit ein weiter Weg, aber als 1.FC-Köln-Fan denkt man sich dieser Tage einfach nur: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ oder „Et hätt noch immer jot jejange“.

Kolumne von Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln