Die unerträgliche Leichtigkeit des Zinses
19.12.2016
André Kunze, Geschäftsführender Gesellschafter der Prometheus Vermögensmanagement GmbH/ Foto: © Prometheus
Berücksichtigt man die jährlichen, laufenden Verwaltungskosten von durchschnittlich rund ein Prozent sowie die zudem anfallenden, alles andere als unerheblichen Abschlusskosten, gehen die Lichter gänzlich aus. Eine schwarze Null wäre damit schon fast eine positive Überraschung. Diese Magerkost weist Ihnen derzeit freilich kein Versicherer aus, da ihm das Gesetz freundlicherweise schlaue Werkzeuge zur Glättung der langfristigen Ergebnisse an die Hand gibt. Damit werden – vereinfacht gesagt – Erträge aus Hochzinsphasen auf Niedrigzinsphasen verschoben.
Das geht allerdings nur so lange gut, bis so viel von hinten nach vorne geschoben wurde, bis hinten genauso glatt, oder besser platt ist wie vorne. Mit anderen Worten: Bleiben die Zinsen über einen längeren Zeitraum niedrig, glätten sich absehbar auch die Pfründe vergangener Jahre weg und die ungeschönte Wahrheit kommt auf den Tisch: Die Altersvorsorge dümpelt ertragslos vor sich hin.
Wer nun darauf setzt, dass sich das Thema mit den zu niedrigen Zinsen über kurz oder lang von alleine regelt, der setzt auf das falsche Pferd. Zinsniveaus, die eine Altersvorsorge in einer Versicherung, einer Pensionskasse oder in einem Pensionsfonds rentabel gestalten könnten, sind vor dem Hintergrund des aktuellen wirtschaftlichen Umfelds selbst bei größtem Optimismus nur schwer herzuleiten.
Zum einen sind die hoch verschuldeten Staaten nicht in der Lage, deutlich höhere Zinssätze für ihre Staatsschulden zu bedienen. Höhere Zinsen würden damit also auch die Gefahr von Staatspleiten massiv erhöhen. Zum anderen rechtfertigt nur nachhaltiges Wachstum höhere Zinsen. Nachhaltiges Wachstum ist allerdings alles andere als ein Selbstläufer. Denn bereits in den letzten Jahrzehnten musste jeder Euro Wachstum mit einem Euro neuer Schulden erkauft werden. Da es im derzeitigen Umfeld aber um den Abbau der deutlich zu hohen Verschuldung geht, fällt die eigentlich unerlässliche Neuverschuldung als Wachstumsturbo aus. Hinzu kommt in den Industrieländern eine überalternde und damit weniger konsumfreudige Bevölkerung, die obendrein schrumpft. Auch das bremst Wachstum.
Die Zinsen bleiben somit aller Voraussicht nach für einen langen Zeitraum strukturell sehr niedrig. Was das für die Altersvorsorge der Deutschen in Versicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds bedeutet, ist schnell umrissen: Wer früher über 30 Jahre jeden Monat 250 Euro in seine Versicherung investierte, erreichte bei einer Rendite von sechs Prozent einen Auszahlungsbetrag von rund 244.800 Euro. Wer den gleichen Monatsbeitrag heute nur zu zwei Prozent anlegen kann, kommt nach 30 Jahren gerade einmal auf rund 123.000 Euro. Doch das sind nur die mathematischen Auswirkungen der niedrigen Zinsen.
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