Die Rolle der lebenslangen Rente in der geförderten Altersvorsorge
09.03.2023
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Das unterschätzte Risiko von Produkten, die kein lebenslanges Einkommen bieten
Produkte, die kein lebenslanges Einkommen bieten, sind viel riskanter als sie auf den ersten Blick erscheinen. Dies sieht man bereits an einem einfachen Beispiel: Wir betrachten einen Fonds mit einer erwarteten Rendite von 6 % und eine 65-jährige Person, die vermeintlich „vorsichtig“ genau den Betrag aus dem Fonds entnimmt, den man monatlich bis zum festgelegten Alter von 90 Jahren entnehmen könnte, wenn der Fonds gleichmäßig genau mit der erwarteten Rendite von 6 % wächst.
In diesem Beispiel kann monatlich rund 50 % mehr entnommen werden als bei einer lebenslangen klassischen Rente.
Berücksichtigt man jedoch, dass der Fonds, selbst wenn er langfristig in Erwartung die erhoffte Rendite von 6 % erzielt, diese nur unter marktüblichen Schwankungen er-wirtschaften kann, so ist die Dauer, die das Geld reichen wird, aus heutiger Sicht zufällig. Die Wahrscheinlichkeit, dass der gewünschte Betrag wirklich bis zum Alter 90 entnommen werden kann, beträgt dann überraschenderweise lediglich 32,4 %. Die Wahrscheinlichkeit, dass man länger lebt, als das Geld reicht, beträgt nach Sterbetafeln des statistischen Bundesamtes für Männer fast 50 % und für Frauen über 55 %.
Dem Risiko stehen auch Chancen gegenüber. Auf diese sollte man aber nur spekulieren, wenn man sich dies leisten kann, d.h. wenn bei schlechtem Verlauf nicht der gewünschte Lebensstandard in Gefahr ist. Daher können Produkte, die kein lebenslanges Einkommen garantieren, durchaus eine wichtige Rolle in der Ruhestandsplanung spielen – zur Anlage von Geldern, die nicht zur Finanzierung regelmäßiger Ausgaben benötigt werden.
Konsequenzen für staatlich geförderte Produkte
Aus fachlicher Sicht sind bei staatlich geförderten Altersvorsorgeprodukten weiterhin Anreize zur Verrentung wünschenswert, damit zumindest diejenigen Bürger, deren gesetzlicher Rentenanspruch absehbar unter einem gewissen Niveau liegt, ihre lebens-langen Ausgaben durch ein lebenslanges Einkommen absichern.
Darüber hinaus sollte sehr genau überlegt werden, welcher Ausschnitt der möglichen Produktvielfalt bei staatlich geförderten Produkten zugelassen wird. Einschränkungen durch bisherige gesetzliche Vorgaben verstärken Vorurteile gegen lebenslange Renten, reduzieren in manchen Fällen die subjektive Attraktivität und in anderen Fällen den objektiven Nutzen der angebotenen staatlich geförderten Lösungen. (ml)