Die pure Existenz - Eine Maklerin berichtet aus Erftstadt von ihren Erfahrungen in der Flutkatastrophe
21.07.2021
Foto: Madeleine Schüller
Das Wort „Evakuierung“ war uns bisher nur aus dem TV oder Kino bekannt. Die Bilder, dass Bundeswehrhubschrauber, Panzer, riesige Feuerwehr-, Bundeswehr- u. THW-LKWs mit Sirenen durch unsere Gegend fahren, nachdem das Wasser langsam zurück ging; Straßen komplett beschädigt sind, der Schlamm u. Geröll auf ganzen Straßenzügen und jetzt die ganzen Habseligkeiten als „Schrott“ voller Schlamm in ganzen Straßenzügen wird den Menschen in unsere Region und den anderen Regionen sicherlich lange in Erinnerung bleiben. Ganze Straßenzüge sind einfach weg, Straßen, Fuß- und Fahrradwege, gesamte Ortschaften mit Ländereien und Häusern sind den gewaltsamen Wassermassen zum Opfer gefallen. Fahrzeuge wurden geflutet, Dämme sind eingebrochen, Flüsse und Bachläufe übergetreten. Ganze Felder u. Wiesen/Weiden können ggf. Monate/Jahre wegen Ölaustritt nicht genutzt werden.
Für uns und alle Betroffenen sind diese Bilder u. Ereignisse einfach unwirklich und doch auf einmal so real.
Aufgrund guter digitaler Ausrichtung, eines sehr guten MVPs und den Erfahrungen aus der Covid 19 -Pandemie konnten wir sofort wieder auf Home-Office Modus umstellen. Wir haben die Telefone umleiten lassen, so dass wir 24 Stunden erreichbar waren.
Bei einigen Mandanten war uns sofort klar, dass diese stark betroffen sein werden. Wir versuchten diese Mandanten direkt zu kontaktieren; aufgrund Strom- u. Netzausfällen nicht immer direkt bzw. teilweise bis heute nicht kontinuierlich möglich.
Gleichzeitig haben wir sofort Kontakt zu den bestandsstärksten Versicherungsgesellschaften und deren Maklerbetreuern Kontakt aufgenommen. Manche haben super reagiert, andere meinten zunächst „es sei nur Regenwasser“.
Bei fast allen Gesellschaften haben wir sofortige Sonderrufnummern erhalten, um diese Jahrhundertschäden zu melden.
Dann haben wir förmlich im Minutentakt neue Schadenmeldungen erhalten, und versucht sofort zu melden. Nach kurzer Zeit haben wir nur noch gesammelt und Sammelschadenmeldungen vorgenommen. Aktuell schätzen wir, dass jeder 10. -12. Fall ein Totalschaden ist. Die Tage seit Freitag bis heute liefen nahezu identisch ab.
Unser Team ist neben unserer beruflichen Tätigkeit selbstverständlich auch mit Eimern, Schaufeln, Traktoren, Hängern oder sei es mit Einkaufs- oder Wäschediensten bei Freunden, Bekannten u. Nachbarn im Einsatz. Wir alle sind froh, an allen Ecken und Kanten wirklich helfen zu können, da wir, wenn überhaupt, nur Bagatellschäden zu beklagen haben und es für uns alle eine Ehrensache ist! Nur gemeinsam ist man stark! Selbstverständlich haben wir bereits Sachspenden verteilt und werden auch Geldspenden veranlassen, aufgrund der Flut an Fake-News und Fake-Hilfebedürftigen sondieren wir hier jedoch erst die Lage bzw. helfen mit einer Art kleinen Soforthilfe.
Was für uns ein absolutes „no go“ ist sind Plünderer und Sensationstouristen! Mal kurz für einen Moment nachdenken! Hier sind Existenzen ruiniert, Häuser und Höfe, die Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte hier standen, komplette Infrastruktur ist zusammengebrochen, unser Krankenhaus ist überflutet u. evakuiert, Autobahnknotenpunkte der A1 u. A61 sowie Bundesstraßen sind komplett zerstört!
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