Die Merz-Rente – ein Faktencheck

05.12.2018

Reinhard Panse, CIO von HQ Trust / Foto: © HQ Trust

Die Aussage von Carsten Schneider bietet eine gute Gelegenheit, auf zwei weitere Grundelemente einer nachhaltigen Altersvorsorge hinzuweisen:

1. Die staatliche Rente ist nicht demografiefest. Sie hängt in erheblichem Maße von der Entwicklung der Anzahl der Beitragszahler in die Rentenversicherung in Deutschland ab. Dass es damit nicht zum Besten bestellt ist, ist auch natürlich auch vielen Politikern bekannt, die diesen Tatbestand aber bei ihrer verantwortungslosen Rentenpolitik mit beeindruckender Konsequenz ignorieren, sodass eine ergänzende Form der Altersvorsorge mit jeder „Stärkung“ der umlagefinanzierten staatlichen Rente umso notwendiger wird.

2. Die massive steuerliche und regulatorische Begünstigung von Staatsanleihen (statt „Aktiendeals“) in den meisten Formen der kapitalgedeckten Altersvorsorge ist keine Lösung, da die Renditen absurd niedrig sind, obwohl die Staatsverschuldung in etlichen Ländern auf ein kaum noch beherrschbares Niveau gestiegen und damit die Bonität massiv gesunken ist. Zudem wird die Altersvorsorge damit extrem abhängig von der Bonität eines einzigen Staates oder Währungsraums wie der Eurozone, die wiederum auch von der Demografie abhängig ist. Kapitaldeckung funktionierte mit der von Politikern bevorzugten Anlageform Staatsanleihe in den letzten 30 Jahren ausnahmsweise gut, aber weder davor noch in der Zukunft ist eine auskömmliche Rendite und hohe Sicherheit gegeben.

Ein weltweit anlegender Aktienfonds ohne Kosten löst diese beiden Probleme souverän. Die deutsche Bevölkerung, die rund 1 % der Weltbevölkerung beträgt, und deren Wachstum oder Schrumpfung wird völlig irrelevant, denn es geht um die Entwicklung der Weltwirtschaft und der weltweiten Unternehmen in den nächsten Jahrzehnten. Nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Renditen waren und sind bei langfristigen Aktienanlagen wesentlich besser als bei Anlagen in festverzinslichen Wertpapieren: In den unruhigen Jahrzehnten von 1900 bis 1945 mit zwei Weltkriegen, einer Großen Depression diversen Währungszusammenbrüchen, davon allein zwei in Deutschland, entstand eine enorme Staatsverschuldung, die allerdings inzwischen in vielen Ländern wieder erreicht oder sogar übertroffen wird. Die damalige Staatsverschuldung konnte nach dem 2. Weltkrieg durch extrem niedrige Zinsen und Staatsanleihen begünstigende Anlagevorschriften sowie eine 20 Jahre lang boomende Weltwirtschaft bei steigender Bevölkerungszahl bis 1980 weitgehend abgebaut werden. In diesen 80 Jahren erbrachten Staatsanleihen weltweit eine Rendite von 0 % nach Abzug der jährlichen Inflation, Aktien dagegen von 4,7 % p.a. Aktien haben sich also schon einmal in unruhigen Zeiten als ausgesprochen krisenfest erwiesen. Angesichts der zahlreichen wirtschaftlichen und politischen Probleme werden sie in den nächsten Jahrzehnten eine weitere Gelegenheit bekommen, ihre Überlegenheit bei der langfristigen Kapitalanlage zu beweisen.

Weiter auf Seite 3