Die Konkurrenz schläft nicht, sie spioniert

07.12.2018

Foto: © aijiro - stock.adobe.com

Kaum Prävention

Obwohl die Unternehmen die Gefahr durch Spionage zwar wahrnehmen, sind sie nur unzureichend dafür gerüstet. So gab jedes fünfte Unternehmen an, das weniger als 50 Mitarbeiter beschäftigt, dass es keine Strategie gegen physische Spionage habe. Über ein Präventionskonzept gegen Cyberspionage verfügen nur wenige Unternehmen mehr. Die Unternehmen wollen sich bei einem Spionage-Verdacht häufig auch keine externe Hilfe holen. „Es gibt bislang keine Standard-Vorgehensweise. Es herrscht in den Unternehmen eher große Unsicherheit beim Thema Spionage mit einem doppelten Dunkelfeld“, erklärt Werner Heyer vom LKA Baden-Württemberg.

Grundsätzlich können sich die Betriebe eine Kooperation mit den Behörden gut vorstellen, so die Untersuchung – klare Zuständigkeiten und ein vertrauensvolles Verhältnis vorausgesetzt. „Gegenseitiges Vertrauen entsteht vor allem durch Kommunikation und Kooperation. Bestehende Zusammenarbeitsplattformen zwischen Polizei und Unternehmen sind daher zu stärken und auszubauen. Auf diese Weise entstehen Kooperationsstrukturen und -mechanismen, die im Schadensfall ein schnelles und vertrauensvolles Handeln und Zusammenwirken ermöglichen“, erläutert Albert Märkl, Leiter des Kriminalistischen Instituts des BKA. „Denn Strafverfolgungsbehörden können nur dann erfolgreich arbeiten, wenn sie schnellstmöglich Kenntnis von den Schadensfällen erhalten.“

Neben einer Analyse des Hell- und Dunkelfeldes beim illegalen Know-how-Abfluss hat das Wissenschaftsteam von MPICC und Fraunhofer ISI Leitfäden mit praktischen Empfehlungen für Unternehmen, Wissenschaftsorganisationen und Polizeibehörden erstellt. Sie sollen für dieses Kriminalitätsphänomen sensibilisieren sowie über Präventionsmaßnahmen und das Vorgehen nach einem Vorfall informieren. „Durch die langjährige Studie und die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind wir in der Lage, sowohl den Unternehmen als auch den Ermittlungsbehörden praktische Leitfäden in die Hand zu geben, die ihnen bei der Prävention und der Aufklärung solcher Delikte helfen und Hürden bei der Kooperation abbauen“, so Susanne Knickmeier, wissenschaftliche Mitarbeiterin am MPICC.

Gesetze müssen angepasst werden

Ein wesentliches Problem bei Wirtschaftsspionage bei KMU ist auch, dass der derzeitige gesetzliche Rahmen nicht mehr zeitgemäß ist, insbesondere die strikte Trennung von Wirtschaftsspionage und Konkurrenzausspähung.  „Sie ist aus Sicht der betroffenen Unternehmen irrelevant und im Hinblick auf eine effektive Aufklärung und strafrechtliche Verfolgung nicht zielführend“, betont Dr. Michael Kilchling, wissenschaftlicher Referent am MPICC. (ahu)

www.mpicc.de