Die Chancen des Energiehungers
16.04.2020
Indonesiens Hauptstadt Jakarta / Foto: © Daxiao Productions - stock.adobe.com
In welche Länder ThomasLloyd schlussendlich investiert, wird laut Andreas Schmitzer auf Basis eines Investmentprozesses entschieden, in dem u. a. anhand von Risikofaktoren, Finanzkennzahlen und weiter Länderspezifika berücksichtigt werden.
Wachstumsmarkt Südostasien
Eines der Länder, die derzeit im Fokus von ThomasLloyd stehen, ist Bangladesch, das im Jahr 2018 mit 7,86 % das dritthöchste Wirtschaftswachstum weltweit vorzuweisen hatte. Dieses wird derzeit allerdings noch durch die Infrastruktur begrenzt. So leidet das Land derzeit noch an einem unzuverlässigen Stromnetz, das insbesondere auf dem Land viele Verbraucher noch nicht erreicht, und gerade an heißen Sommertagen sind Stromausfälle an der Tagesordnung. Um die Elektrifizierung besser vorantreiben zu können, setzt die Regierung auf Insellösungen, d. h. es soll an vielen Orten dezentral Strom produziert werden, was günstiger ist als ein umfassender Netzausbau. Ebenfalls im Fokus von ThomasLloyd steht Indonesien. Hier hat sich die Bevölkerung in den vergangenen 70 Jahren vervierfacht und der Inselstaat hat mit ca. 264 Mio. Menschen aktuell die viertgrößte Bevölkerung der Erde, womit auch der Bedarf an Infrastruktur deutlich gestiegen ist. Derzeit kommen 85 % des indonesischen Stroms aus fossilen Energieträgern. Da die Regierung in Jakarta jedoch das Klimaabkommen von Paris unterschrieben hat, ist wohl eine Energiewende unumgänglich. Deshalb wurden zahlreiche Projekte für Wasserkraft-, Geothermie- und Fotovoltaikprojekte ausgeschrieben. Ebenfalls eine Vervierfachung der Bevölkerung hat in den vergangenen 70 Jahren in Vietnam stattgefunden, wo inzwischen knapp 100 Mio. Menschen leben und das laut Andreas Schmitzer ebenfalls im Fokus von ThomasLloyd steht. Durch eine zunehmende Industrialisierung und eine wachsende private Stromnutzung steigt der Strombedarf in dem südostasiatischen Land seit Jahren stetig an. Zwar wird dort derzeit ein großer Teil des Energiebedarfs durch fossile Brennstoffe gedeckt, wobei vor allem die Kohleverstromung eine bedeutende Rolle spielt. Jedoch verweigern internationale Geldgeberinstitutionen und private Finanzinstitute zunehmend die Finanzierung zum Neubau von Kohlekraftwerken. Zudem wächst innerhalb der Bevölkerung und auch von Seiten der Provinzregierung der Unwille gegen die mit der Kohleverstromung verbundenen Umweltbelastungen. Darauf hat auch die Regierung in Hanoi reagiert und hat mit dem Power Master Plan sowohl eine Steigerung der Wind- als auch der Solarkraftkapazitäten beschlossen. Seit 2011 gibt es zudem eine Einspeisevergütung und weitere Anreize wie eine reduzierte Körperschaftssteuer für Betreiber sollen den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantreiben. Allein aufgrund seiner Geografie bietet Vietnam gute Voraussetzungen für die Erzeugung von Windenergie: Die Volksrepublik verfügt nur im Norden über ein größeres küstenabgewandtes Land und hat zudem mit ca. 3.400 km eine um ca. 1.000 km längere Küstenlänge als das etwas größere Deutschland. Somit gibt es in Vietnam sehr viele windreiche Standorte. Während Vietnam über große Vorkommen an Kohle verfügt, muss Sri Lanka diesen Energieträger komplett aus dem Ausland importieren. Der Verzicht auf den fossilen Energieträger, auf den bislang ein wesentlicher Teil der Stromerzeugung entfällt, hätte für den Inselstaat auch erhebliche finanzielle Vorteile: So könnten laut einer Studie des Entwicklungsprogramms der UN bis zum Jahr 2050 mindestens 18 Mrd. US-Dollar eingespart werden, wenn Sri Lanka rein auf Erneuerbare Energien setzen würde. Derzeit sind in dem Inselstaat, der ebenfalls im Fokus von ThomasLloyd steht, über 100 Megawatt Solarkapazität installiert, bis zum Jahr 2025 soll der Wert auf 1 Gigawatt steigen. Bis dahin soll zudem die installierte Leistung von aktuell ca. 130 MW auf knapp 800 MW ausgebaut werden. Wie in anderen Ländern der Region auch wird der Ausbau wohl kaum ohne Investorengelder funktionieren. (ahu)