Die Aufsicht hat wieder versagt

06.04.2020

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Parallel zu Corona fiel noch ein weiteres Damoklesschwert von Himmel, dessen Auswirkungen derzeit nur am Rande diskutiert werden: Der Ölpreis-Crash! Ich glaube nicht an einen Streit zwischen den Saudis und Russland, sondern auf eine gemeinsame Vorgehensweise gegen die ungeliebten Konkurrenten aus den USA. Erholt sich der Ölpreis nicht in absehbarer Zeit, droht eine Konkurswelle bei den Fracking-Unternehmen der Amis. Diese hätte gravierende Auswirkungen auf den Rentenmarkt und steigende Zinsen zur Folge. Da die Rezession der nächsten zwei Quartale schon heute nicht mehr abzuwenden ist, würden gleichzeitig höhere Zinsen auch viele Zombie-Unternehmen aus anderen Branchen in die Pleite führen. Zum Hauptproblem können aber nicht nur die Frackingbonds und die High-Yields werden, sondern vor allem die mit BBB gerateten Bonds, die bei schlechter Konjunktur ihr „Investmentgrade“ verlieren könnten. Allein in den USA entfällt auf diese Anleihen ein Volumen von über drei Billionen. Die Kurse reagieren bereits negativ.

Was empfehle ich in dieser Situation den Anlegern. Alle Edelmetalle halten und bei weiterer Schwäche aufstocken. Denn die massiven Schuldenerhöhungen der Staaten sind eine Begründung par excellence. Besonders auch bei Silber. Lassen Sie sich nicht von „Goldexperten“ beirren , die die Verwerfungen am Derivate-Markt als Beweis ansehen, dass Gold kein Schutz für das Vermögen ist und dies auch schon nach einem Monat wissen, obwohl 5.000 Jahre im Rückblick etwas anderes sagen. Wer Gold statt DAX hatte, hat immerhin 25 Prozent weniger verloren. Die „Fachleute“ argumentieren sogar noch damit, dass Gold keine Zinsen zahlt, was angesichts von Strafzinsen eher ein Vorteil ist. Oft folgt dann auch der Rat für Aktien: Bei Schwäche „all in“. Solange dies empfohlen wird, ist der Markt noch nicht „unten“.

Da ich davon ausgehe, dass ein Gegenmittel für Corona in den nächsten Monaten verfügbar sein wird, sehe auch ich die Welt nicht untergehen. Es ist allerdings schwer vorherzusagen, wann sich der Derivate-Markt bereinigt hat und die neu entstandene Angst der Anleger in die Kurse eingeflossen ist. Wer, wie von mir empfohlen, Liquidität aufgebaut hat, könnte bei DAX knapp über 8.000, spätestens bei 7.500 erste Investitionen vornehmen. Bei weiter fallenden Kursen, zum Beispiel bei 6.000 wieder kaufen. Zehn Prozent Liquidität würde ich auf jeden Fall zurückhalten. Ich gehe also zur „Salamitaktik“ über. Achten Sie auf Qualität der Aktie und einer stabilen Branche. Bankaktien meide ich weiterhin.

Ein Licht am Ende des Tunnels gibt es schon. China produziert schon wieder. Es würde mich auch nicht überraschen, wenn alle Gesetze zur Stimulation der Wirtschaft und die massive Ausweitung von Kreditaufnahmen bestätigt sind, dass auch ein Medikament gegen Corona gefunden wird. So wie ich seit langem vor den Risiken gewarnt habe, rufe ich den Anlegern heute zu: Wenn die Welt nicht untergeht, ergeben sich in den nächsten Wochen auch „dicke“ Chancen für die Zukunft. Aber es gilt heute wie sonst auch. Der Anleger braucht bei Aktienanlagen erst Geduld beim Kauf und danach Zeit.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH

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