Die Aufsicht hat wieder versagt

06.04.2020

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

(Noch) kein Volltreffer war meine Einschätzung bei Gold. Auch wenn Gold weniger als sechs Prozent verloren hat, bin ich von höheren Kursen ausgegangen. Trotz dem Rückgang hat bei Gold im Gegensatz zum DAX der Aufwärtstrend gehalten. Erst unter 1.380 Dollar müsste man umdenken. Natürlich habe ich dieses Börsenverhalten hinterfragt. So haben die Goldtrusts und Gold-ETFs mehrjährige Bestandsrekorde gemeldet und die Goldproduktion in den USA ist um ca. 18 Prozent eingebrochen. In den ersten drei Tagen im März wurden mehr Goldmünzen verkauft als im Februar. Das hätte alles „gepasst“. Die kräftig gestiegenen Aufpreise  deuten sogar auf eine physische Knappheit hin. Schuld an dem Kursrückgang waren einzig die irrsinnigen Volumen im Derivate-Markt. Hier wird rund das 100-fache der Tagesproduktion gehandelt, also spekuliert.

So kamen auch die riesigen Tagesverluste in den Aktienmärkten zustande. Insgesamt  liegen die weit auseinander geschätzten Volumen der Derivate auf jeden Fall im dreistelligen Billionen-Bereich. Also deutlich höher als das Welt-BSP, wahrscheinlich sogar ein mehrfaches. Hier haben Bafin, SEC und Co. massiv versagt. Solche Volumen zuzulassen beweist, sie haben aus der Subprimekrise nichts, aber auch gar nichts gelernt. Damals wie heute war und ist der Grund für die Kurseinbrüche nicht, dass spekuliert wurde, sondern die irrwitzigen Volumen, die durch Kredite bis zur Halskrause noch gehebelt sind. Diese verantwortungslosen Leverages führten jetzt zu Margin-Calls, die bei Aktien zu übermäßigen, aber auch bei Edelmetallen zu überraschenden Kursverlusten führten. Die Zwangsverkäufe in Edelmetallen wurden notwendig, einerseits um die kräftigen Verlust im Aktienbereich zu reduzieren oder andererseits um überhaupt Liquidität zu generieren. Bei der nächsten Kursschwäche müssen evtl. viele Unternehmen (insbesondere in den USA) ihre auf Kredit gekauften eigenen Aktien wieder abstoßen. Dann drohen neue Tiefs.

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