Die Aktienmärkte zwischen heute und morgen

27.02.2020

Didier Saint-Georges, Mitglied des Investmentkomitees und Managing Director bei Carmignac / Foto: © Carmignac

Auch wenn die Aktienmärkte insgesamt heutzutage von einer äußerst unterstützenden Geldpolitik praktisch gesponsert werden, leuchtet es ein, warum der US-Markt am ehesten die Nase vorn haben wird. Die anhaltende Großzügigkeit der Zentralbanken hat eine US-amerikanische Wirtschaft angekurbelt, die bereits zuvor kräftiger war als die ihrer Rivalen. Es bedeutet auch, dass die Regierung keine Schwierigkeiten hat, ein Haushaltsdefizit zu finanzieren, das derzeit fast 5 Prozent des BIP ausmacht. Nicht zuletzt hat die Handelspolitik von Trump ausländisches Kapital leichter in die USA gelockt als anderswo. Es ist auch leicht nachzuvollziehen, warum Wachstumstitel, die gegen das düstere Weltwirtschaftsklima weitgehend immun sind, immer noch hoch im Kurs stehen und warum die Anleger den Greenback auch bei steigenden US-Defiziten weiterhin bevorzugen. Und nun verlagert der Ausbruch des Coronavirus in China – wobei Asien die Hauptlast der wirtschaftlichen Kosten trägt – noch mehr Kapital in sichere Anlagen in den Vereinigten Staaten und stärkt die US-Wirtschaft weiter.

Eines Tages werden die Sorgen der Zentralbanker vielleicht wieder groß genug sein, um sich Gedanken über Maßnahmen zur Eindämmung der Geldschwemme zu machen, wie 2018 geschehen. Und eines Tages werden die Anleger sicher allmählich daran zweifeln, dass eine durch eine ständig steigende Geldmenge angeheizte Aktienhausse – bei gleichzeitiger Aussicht auf ein schrumpfendes Weltwirtschaftswachstum – unbegrenzt weitergehen kann. Aber bis dahin – niemand kann vorhersagen, wann dies der Fall sein wird - sind die Anleger gut beraten, sicherzustellen, dass die Unternehmen, deren Aktien sie halten oder zu kaufen beabsichtigen, die Fähigkeit zur Erzielung von Gewinnen unter Beweis gestellt haben.

Marktkommentar von Didier Saint-Georges, Mitglied des strategischen Investmentkomitees bei Carmignac