Deutsche in der Geldanlage sorglos

20.10.2016

Bei Sonnenschein Schirme verleihen und bei Regen wieder einsammeln - Banking in Deutschland © BillionPhotos

Die Deutschen sind in der Geldanlage konservativ. Rendite ängstigt in Deutschland kaum. Billionen Euro liegen auf dem Sparbuch, egal was die Sparkasse mit dem Geld macht oder ob sie es noch hat.

Eine Studie der Quirin Bank zeigt dass das Interesse am Thema Finanzen in Deutschland und in den USA ähnlich hoch ist. Fast die Hälfte der Bevölkerung ab 18 Jahren zeigt sich daran sehr oder eher interessiert, 43 Prozent in Deutschland zu 46 Prozent in den USA.

Je höher das Einkommen, desto stärker wächst in beiden Ländern das Interesse. Aber auffallend mehr Deutsche als US-Amerikaner haben kein Problem damit, außerhalb des eigenen Landes bei einem Anbieter Geld anzulegen, in Deutschland liegt der Anteil bei 23 Prozent, in den USA mit fast 14 Prozent etwa halb so groß. Fast dreimal so viele Deutsche (15 Prozent) wie Amerikaner (6 Prozent) haben ihr Geld im Ausland tatsächlich investiert. Gleich viele, rund jeder vierte Befragte in beiden Ländern, hat über das Internet schon mindestens einmal eine Geldanlage abgeschlossen.

„Die Deutschen sind viel aufgeschlossener beim Einsatz von Computern“, sagt Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Bank AG.

Fast doppelt so viele Deutsche wie Amerikaner (51 zu 26 Prozent) glauben, dass ohne Unterstützung durch Computer die Auswahl guter Geldanlagen nicht mehr gelingt. In den USA ist mit einem Anteil von 30 Prozent sogar eine große Anzahl von Menschen vom Gegenteil überzeugt.

Das hat eine zeitgleiche repräsentative Analyse im Auftrag einer deutschen Bank in beiden Ländern durch das Institut YouGov Deutschland und YouGov USA ergeben.

„Die Deutschen haben ein mehr als doppelt so großes Misstrauen gegenüber Beratern und Vermögensverwaltern wie die US-Amerikaner“, so Banken-Experte Schmidt.

Fast sechs von zehn Erwachsenen in Deutschland (57 Prozent) hegen demnach „grundsätzliches Misstrauen gegenüber Beratern, die Geldanlagen empfehlen“. Das sieht in den USA ganz anders aus: Nur 23 % haben dort Misstrauen, die deutlich größere Zahl hat es nicht (31 Prozent).

Deutsche trauen Experten weniger zu als Amerikaner

„Kein Geldanlage-Berater kann auf Dauer schlauer als der Markt sein und bessere Ergebnisse erzielen.“

Dieser Aussage stimmt jeder zweite Deutsche zu, in den USA ist es nur einer von drei Befragten.

Ebenso unterschiedlich ist die Zustimmung zur Aussage: „Weil die Finanzmärkte immer komplizierter werden, durchschauen auch Experten immer weniger die Zusammenhänge.“

58 Prozent der Deutschen gegenüber 41 Prozent der Amerikaner sehen das so.

Entsprechend kritischer sind die Deutschen gegenüber Anlageberatern und Vermögensverwaltern: Doppelt so viele wie in den USA (42 zu 21 Prozent) glauben, „dass man an gute Geldanlagen nur kommt, wenn man ein großes Vermögen verwalten lässt. Mit kleinen Beträgen ist das nicht möglich.“

Ebenfalls fast doppelt so viele Deutsche sind der Meinung, dass „gute Geldanlage-Ergebnisse nur die teuren Verwalter schaffen, die etwa einen großen Stab an Leuten hinter sich haben“(27 der Deutschen zu 15 Prozent USA).

„In Deutschland ist ein Hang zu großen Adressen erkennbar. Laut Studie glauben etwa doppelt so viele Deutsche wie Amerikaner, dass nur bei hohen Anlagesummen und teuren Vermögensverwaltern ihre Geldanlage regelmäßig auf die persönlichen Anlageziele hin überprüft werden könnte. Bei unserem Online-Anlageberater Quirion wird dieses Rebalancing aber für jedes noch so kleine Depot schon seit Jahren kostenfrei gemacht“, sagt Anna Voronina, Leiterin der digitalen Vermögensverwaltung Quirion bei der Quirin Bank.

Sehr unterschiedlich fallen auch die größten Bedenken bei der Geldanlageberatung aus. In Deutschland ist mit 58 Prozent die klar häufigste Nennung, „dass Anlagen nur aus Provisionsinteresse empfohlen werden“.

An zweiter Stelle folgt mit 46 Prozent die Sorge, zu viel für die Anlageberatung zahlen zu müssen. In den USA werden diese Bedenken nur von jeweils etwa einem Drittel der Befragten genannt.

Deutsche sind ohne Stress konservativ orientiert

Ähnlich viele Deutsche wie Amerikaner halten das Internet für eine gute Hilfe bei der internationalen Geldanlage, 43 Prozent in Deutschland zu 42 Prozent in den USA.

In in beiden Ländern wünschen sich fast gleich viele Befragte, „bequem und von überall die Geldanlage disponieren zu können, etwa über das Internet“.

Allerdings fühlen sich die Deutschen seltener gestresst, wenn sie ihre Geldanlage in Eigenregie betreiben, so empfinden 48 Prozent in Deutschland zu 36 Prozent in USA.

Fazit: Die Erziehung der Deutschen durch die örtlichen Sparkassen wirkt sich aus. Das vom Staat in Schulen geförderte mangelnde Geldwissen, durch Verzicht in der Schuldbildung, ist eine deutsche Tradition. In Fragen, wie Strafzinsen auf das Sparguthaben, oder Höchstgebühren der Sparkassen für Dienstleistungen, sind die Deutschen gelassen. Das sichert den Sparkassen hierzulande eine sichere Zukunft. Wichtiger ist wie Schalterbeamte gekleidet sind, wie freundlich sie sind, als was sie sagen, denn Experten misstrauen die Deutschen, wie es die Studie zeigt. (db)