Deshalb ist die Börse nicht immer effizient
04.09.2020
Leo Willert, Geschäftsführer ARTS Asset Management GmbH / Foto: © ARTS
Die unter anderem von Richard Thaler untersuchte Überreaktionshypothese geht davon aus, dass Anleger übertrieben auf eine Neuigkeit oder ein Ereignis reagieren können. Marktblasen, wie sie schon seit Jahrhunderten in unregelmäßigen Abständen auftreten, sind ein anschaulicher Beweis für das irrationale Verhalten der Masse der Investoren. Nach der Bildung des zu hohen oder zu niedrigen Marktpreises findet eine langfristige Anpassung an das realistische Preisniveau statt. Ein psychologisches Motiv könnte unter anderem Selbstüberschätzung sein. Der Investor traut seinem eigenen Können und Wissen mehr zu als eigentlich gerechtfertigt ist. Auch der Herdentrieb ist ein mögliches Motiv für die Überreaktion: Anleger orientieren sich gerne am Verhalten und den Meinungen der anderen Marktteilnehmer.
Der diskretionäre Fondsmanager handelt ebenso wenig rational
Die Behavioral Finance hat aufgezeigt, dass der Markt nicht immer effizient ist, da die Marktteilnehmer kognitiven Verzerrungen unterliegen und somit nicht immer rationale Entscheidungen treffen. Es sind somit durchaus Überrenditen durch die Auswahl geeigneter Aktien erzielbar. Die Auswahl der Aktien durch einen aktiven Fondsmanager hat jedoch auch ihre Tücken: der Fondsmanager weist, auch wenn er kompetenter und erfahrener ist als der Privatanleger, ebenso eine verzerrte Wahrnehmung auf und handelt nicht emotionsfrei.
Der quantitative Fondsmanager orientiert sich allein an Daten und kann diese in großen Mengen und rund um die Uhr mit Hilfe des Computers auswerten. Der Momentum-Stratege identifiziert durch die Datenauswertung die Wertpapiere mit dem stärksten Kursanstieg und führt die Anlageentscheidungen mittels eines technischen Handelssystems automatisiert durch. Dadurch kann er kognitive Fehlschlüsse und Emotionen aus dem Anlageprozess heraushalten. Das Portfolio wird in jeder Marktphase flexibel gesteuert und den jeweiligen Marktbedingungen angepasst. Im Falle eines bevorstehenden Börsencrashs kann der Momentum-Fondsmanager die Aktienquote herunterfahren. Die Momentum-Strategie ermöglicht dem Anleger einen systematischen, disziplinierten und effizienten Anlageansatz in einem unberechenbaren, ineffizienten Markt. Gemäß dem Motto „The trend is your friend“ wird versucht, Verluste zu begrenzen und Gewinne mitzunehmen.
Gastbeitrag von Leo Willert, Geschäftsführer ARTS Asset Management GmbH