Der Schlüssel zur finanzunabhängigen Altersvorsorge
07.07.2021
Sebastian Engel, Vertriebsleiter der Alpha Real Estate / Foto: © Alpha Real
finanzwelt: Wenn wir über die staatlich gewünschte Senkung von Vertriebskosten diskutieren. Warum gibt es diese Diskussion nicht für die Nebenkosten bei Immobilienkauf wie Grunderwerbssteuer oder Notar? Die vorgeschlagene Reform der Grunderwerbssteuer bietet jedenfalls kaum eine wesentliche Entlastung für den Anleger. Engel» Ich finde das ist eine Diskussion, die schon längst hätte geführt werden müssen. Der Aufbau von Privatvermögen ist der Schlüssel zur finanziellen Absicherung im Alter und kann eine reale Entlastung für das Rentensystem darstellen. Die Hürden zum Kauf einer Immobilie – allen voran die Erwerbsnebenkosten – sind in Deutschland so hoch, dass selbst diejenigen, die gerne in Immobilien investieren wollen würden, daran scheitern. Letztlich sollte es das Ziel des Staates sein, die Eigentumsquote für Immobilien und damit ein geeignetes Altersvorsorgeprodukt in diesem Land zu fördern, indem wir Steuerbelastungen für private Anleger reduzieren. Bei der Grunderwerbssteuer hätte man da sicherlich den größten Hebel.
finanzwelt: Inwieweit werden – laut Äußerungen führender Politiker und den Wahlprogrammen – bei CDU-, SPD- oder Grünen-Kanzlerschaft für unsere Branche Änderungen zu erwarten sein? Engel» Ein überragendes Thema der kommenden Jahre wird natürlich der Klimaschutz sein. Allen ist klar, dass der Immobilienbereich auf dem Weg zur vorgeschriebenen Klimaneutralität stark gefordert ist. Und nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Klimagerechtigkeit werden wir die Dekarbonisierung noch schneller als bisher vorantreiben müssen. Daran wird keine Partei vorbeikommen. Unterschiede werden sich bei der konkreten Umsetzung ergeben: Wie stark unterstützt der Staat? Wer trägt die Kosten? Welche konkreten Maßnahmen werden verbindlich in welchem Zeitraum umzusetzen sein? Wird mit behördlichen Auflagen agiert oder setzt man auf ein zielorientiertes Miteinander der Beteiligten? Es wird im anstehenden Wahlkampf spannend zu sehen sein, welche unterschiedlichen Ansätze miteinander konkurrieren.
finanzwelt: Was wünschen Sie sich für 2021 und die folgenden Jahre? Engel» Zum einen ist hier natürlich das große Thema Klimaschutz von Bedeutung und die Hoffnung, dass die Politik die zweifellos wichtigen Ziele im konstruktiven Dialog mit der Immobilienwirtschaft verfolgt und die technischen und ökonomischen Auswirkungen der jetzt noch weiter verschärften Anforderungen mit dem erforderlichen Augenmaß bewertet. Zum anderen wünsche ich mir, dass Immobilien im Zusammenhang mit der Altersvorsorge sowohl im Hinblick auf die politischen Rahmenbedingungen als auch im Bewusstsein der einzelnen Menschen einen angemessenen Stellenwert einnehmen. Gerade Corona hat gezeigt, wie wichtig krisenresiliente Vorsorgeprodukte sind. Unterstellt man, dass aufgrund des demografischen Wandels auch das derzeitige Rentensystem früher oder später hinterfragt werden wird – ganz abseits der Finanzierungsfrage – kommt einer sachwertegestützten Altersvorsorge und damit dem Immobilienbesitz zunehmende Bedeutung bei. (lvs)