Der große Crash und die Reaktionen
06.08.2024
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Roman Przibylla, Head Investments bei Maverix Securities AG
Die Angst an den Märkten ist zurück. Nachdem die Indizes weltweit in den vergangenen Wochen neue Höchststände erreicht hatten, brach der Nikkei am Montag um 12% ein. Ein derartiger Einbruch wurde seit dem "Black Monday" von 1987 nicht mehr verzeichnet. Auch der S&P 500, der SMI und der DAX wurden mit nach unten gezogen und erlitten erhebliche Verluste. Kurzzeitig herrschte Panik an den Märkten, die sich im weiteren Handelsverlauf jedoch beruhigte.
Was bedeutet das nun für Anleger? Das Wichtigste ist, Ruhe zu bewahren und die aktuelle Situation richtig einzuschätzen. Stehen wir wirklich vor einer Krise und einer möglichen Rezession? Was hat sich am Montag im Vergleich zu den Tagen und Wochen zuvor verändert? Eigentlich nicht viel. Im ersten Moment wurden Rezessionsängste in den USA für die großen Verwerfungen verantwortlich gemacht. Das ist jedoch nur die eine Seite der Medaille.
Ich denke, dass uns gerade die Carry Trades um die Ohren fliegen. Bei Carry Trades leihen sich Investoren Geld und spekulieren damit. Als der Yen vor wenigen Wochen auf den niedrigsten Stand gegenüber dem Dollar seit 1986 fiel, liehen sich viele Investoren Geld im Niedrigzinsland Japan und investierten in ein Hochzinsland wie die USA. Um den Yen-Verfall zu bremsen, hat die Bank of Japan die Zinsen erhöht. Gleichzeitig gab es schwache Wirtschaftsdaten aus den USA, die über mögliche aggressive Zinssenkungen sprechen. In kurzer Zeit stieg der Yen um über 8% und die Carry Trades rissen riesige Löcher in die Portfolios vieler Investoren. Wenn diese Trades Verluste verursachen, müssen andere Vermögenswerte wie Aktien verkauft werden.
Für Anleger bedeutet dies, dass die aktuellen Verwerfungen eher darauf hindeuten, dass wir es momentan nur mit einem Sommergewitter und nicht mit einem Tornado zu tun haben, der einen Flächenbrand auslöst. Verwerfungen dieser Art dauern normalerweise mehrere Tage an und sorgen für erhöhte Volatilität. Investoren können die niedrigeren Kurse nutzen, um bei Aktien hoher Qualität neu einzusteigen oder nachzukaufen. Alternativ können sie die erhöhte Volatilität nutzen und Barrier Reverse Convertibles (Aktienanleihen) mit tiefen Barrieren und hohen zweistelligen Coupons handeln. Denn in solchen Situationen gilt es, nicht panisch zu verkaufen, sondern smart zu investieren.
Martin Schwarz, Experte für Kryptowährungen
Innerhalb von wenigen Stunden ist der Preis von Bitcoin & Co. stark eingebrochen, doch während sich Privatanleger fürchten, kaufen die Profis beherzt weiter. Welche Gründe für den Crash verantwortlich gemacht werden können, und weshalb mittel- bis langfristig dennoch viel für die Cyberdevise spricht, das geht aus einer neuen Infografik von Coincierge.de hervor.
Panik unter den Anlegern: notierte der Fear and Greed Index, der die Marktstimmung auf dem Krypto-Sektor angibt, vor einer Woche noch bei 74, liegt er aktuell bei 26 (der Maximalwert 100 steht für das Höchstmaß an Euphorie). Ein vergleichbarer Index, der das Sentiment auf dem Aktienmarkt widerspiegelt, ist in besagtem Zeitraum indes von 46 auf 27 abgestürzt.
Binnen einer Woche rutschte der Bitcoin Kurs um 27,2 Prozent ins Minus, der Altcoin Ethereum sank sogar um etwas mehr als 33 Prozent. Doch auch der Aktienmarkt, allen voran der Tech-Sektor, blieb keineswegs verschont. So verringerte sich beispielsweise der Nvidia Börsenwert binnen einer Woche um 18,9 Prozent.
Wie die Infografik aufzeigt, sind zahlreiche Gründe für den Crash verantwortlich. Marktbeobachter betonen die Bedeutung des Absturzes des japanischen Aktienindizes Nikkei 225, welcher auch andere Assets heruntergezogen und zahlreiche technische Verkaufsorders initiiert habe. Zu den weiteren Faktoren zählen: Die Befürchtung, dass die FED den Bogen überspannt hat, enttäuschende Quartalszahlen der Big-Techs, Rezessionssorgen in den USA, aus dem Markt gespülte Long-Positionen.
Zudem betonen unterschiedliche Experten, dass die steigenden Umfragewerte für Kamala Harris insbesondere den Krypto-Markt belasten könnten. Noch vor wenigen Wochen setzten knapp 75 Prozent der Wettenden auf den Prognosemärkten Geld darauf, dass Donald Trump nächster US-Präsident wird. Dieser Anteil ist auf nunmehr 53 Prozent gesunken. Trump positionierte sich in den vergangenen Monaten sehr lautstark Pro-Krypto, und forderte gar eine nationale Bitcoin-Reserve.
Ungeachtet des Crashs, so scheint es, spricht jedoch sehr vieles für ein weiteres Wachstum des Krypto-Sektors. Allen voran: die Aktionen der Großanleger. Denn während aktuell Privatanleger Furcht haben und Kryptowährungen veräußern, schlagen die Profis beherzt zu. Daten von Bitinfocharts belegen, dass derzeit mehrere BTC-Großanleger hohe Positionen nachkaufen. Die sogenannten Bitcoin-Wale sind nunmehr im Besitz von insgesamt mehr als 3,63 Millionen BTCs, noch zu Jahresbeginn waren es weniger als 3,20 Millionen Stück. Für einen weiteren Anstieg spricht auch die Tatsache, dass die Krypto-Wagniskapital-Investitionen im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal deutlich angestiegen sind.
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